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Ruffato, Luiz: Sonntage ohne Gott

Ruffato SonntageRuffato, Luiz: Sonntage ohne Gott
Vorläufige Hölle, Bd. 5
Geschichten. Aus dem Portugiesischen von Michael Kegler
Berlin : Assoziation A, 2021. Vorläufige Hölle, Bd. 5. 118 S., geb., 16,00 €
O: Domingos sem Deus.
978-3-86241-481-9

»Sonntage ohne Gott« ist der fünfte und letzte Teil des Roman-Zyklus »Vorläufige Hölle«, mit dem Luiz Ruffato brasilianische Literaturgeschichte geschrieben hat. Ein vielstimmiger, zerrissener Chor aus zahllosen Einzelstimmen erzählt die Geschichte Brasiliens in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus der Perspektive der Arbeitenden, Besitzlosen, Entrechteten. Der vorliegende Band ist der Schlussakkord dieser großen kollektiven Erzählung.
Die Handlung spielt in den 1990er-Jahren. Es ist eine Zeit langsamer, wenn auch fragiler gesellschaftlicher Konsolidierung. Die Diktatur hat sich aufgelöst, die Wirtschaft stabilisiert sich und am Horizont zeichnet sich das 21. Jahrhundert ab, das mit einem ökonomischen und demokratischen Aufschwung beginnen wird.
Im letzten Kapitel des Buches begegnen wir erneut Luis Augusto, genannt Guto – einem Alter Ego des Autors. Wenn auch geschieden, verunsichert, vielfach gescheitert, überarbeitet, ist er nun nicht mehr das schüchterne Kind aus dem armen Hinterland in Cataguases. Er hat studiert, ist angekommen in São Paulo, der urbanen Welt, gehört zur Mittelschicht und spürt den pochenden Puls der Zeit.
Der Roman schließt mit einer großen Metapher: Zum Jahreswechsel wartet Guto unter Tausenden Läufern auf den Startschuss zum traditionellen Silvesterlauf. Nach dem Start werden alle gemeinsam in eine Richtung laufen, um die Vergangenheit endgültig hinter sich zu lassen.
Der Roman wurde 2012 mit dem Premio Casa de las Américas ausgezeichnet. (Verlagsinformation)
Michael Kegler wurde 1967 in Gießen geboren und hat einen Teil seiner Kindheit in Liberia und Brasilien verbracht. Er arbeitete als Buchhändler und Journalist und übersetzt seit 1992 Literatur aus dem Portugiesischen, u.a. Werke von José Eduardo Agualusa, Felipe Tadeu, João Paulo Cuenca, Michael Laub, Moacyr Scliar und Luiz Ruffato. Seit 2001 unterhält er das Internetportal nova cultura, das regelmäßig über kulturelle Ereignisse aus dem portugiesischsprachigen Raum informiert. Kegler erhielt 2014 zusammen mit Marianne Gareis den Straelener Übersetzerpreis der Kunststiftung NRW und 2016 der Hermann-Hesse-Preis zusammen mit Luiz Ruffato. Er lebt in Hofheim/Taunus.

Der Autor:

RuffatoLuiz Ruffato wurde am 4. Februar 1961 in Cataguases, Bundesstaat Minas Gerais geboren. Er arbeitete u.a. als Verkäufer und Mechaniker und studierte in der gleichen Zeit Journalismus. 1998 veröffentlichte er einen ersten Band mit Kurzgeschichten. Drei Jahre später folgte der Roman Eles eram muitos cavalos (dt. Es waren viele Pferde, siehe Bücher zu Brasilien, S. 57f.), der die brasilianische Literatur revolutionierte, von der Kritik enthusiastisch aufgenommen und u.a. mit dem Prêmio Machado de Assis der brasilianischen Nationalbibliothek ausgezeichnet wurde. Eine Jury von Literaturkritikern der Zeitung Globo zeichnete das in mehrere Sprachen übersetzte Buch als einen der zehn besten brasilianischen Romane der letzten Dekade aus. In den Jahren zwischen 2005 und 2011 schrieb Luiz Ruffato, der seit 2003 ausschließlich als Schriftsteller arbeitet, den fünfbändigen Zyklus Inferno próvisorio (dt. Vorläufige Hölle), von dem die beiden ersten Teile inzwischen in deutscher Übersetzung vorliegen („Mama, es geht mir gut“, 2013, siehe Bücher zu Brasilien, S. 58f. und „Feindliche Welt“, 2014.)
Luiz Ruffato lebt in São Paulo.

(Foto: © Adriana Vichi)

Titel:

Sonntage ohne Gott