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Arguedas, José María: Relatos / Erzählungen

Arguedas RelatosArguedas, José María: Relatos / Erzählungen
Erzählungen aus Peru.
Auswahl und Übersetzung mit Erläuterung von Elfriede und Tobias Plöger.
Aachen: Shaker Media, 2014. 337 S., kt., 18,90 €.
O: Relatos Completos, Band I der Obras Completas 5 T. Lima, 1983
978-3-86858-788-3
(Erste spanisch-deutsche Ausgabe zum 100. Geburtstag des Autors).

Die vorliegende Auswahl enthält die drei Erzählungen aus der ersten Veröffentlichung des Autors von 1935, Agua. Das sind: Warma kuyay (Kindesliebe), Agua (Wasser) und Los escoleros (Die Schulkinder); die letzte Geschichte erschien in deutscher Übertragung bereits 1937 in der Zeitschrift „Internationale Literatur“ in Moskau, Warma kuyay und Agua erschienen übersetzt 1968, bzw. 1971 in Anthologien.
Die Mehrzahl der übrigen Erzählungen liegen ebenfalls in anderen Übersetzungen – allerdings verstreut in Anthologien und Zeitschriften vor, darunter „Das Sterben des Rasu-Ñiti“, „Der Traum des Pongo“, „Der Tod der Brüder Arango“ und „Orovilca“.
Das Verdienst der vorliegenden Sammlung besteht also vor allem in der zweisprachigen Wiedergabe der Erzählungen und in einer Zusammenschau der bis heute nur verstreut und schwer zu findenden Übersetzungen. Es bleibt zu wünschen, dass weitere Auswahlen in lesefreundlicherer Schrift erscheinen – damit ein fast vergessener Autor den ihm gemäßen Rahmen erhält und damit eine neue Rezeption erfährt.

“Was bewegt denn unsere Herrscher und Tyrannen, die Cholos und Indios von Küste und Sierra für Tiere halten, deren Musik und deren Tänze sie nur von fern und dann mit Ekel hören und sehen, in denen sich doch unser Vaterland in seiner ganzen Großartigkeit und Sanftheit ausdrückt? Wenn sie bisher nicht fähig waren, diese Sprache Perus, unseres uralten und einzigartigen Landes zu verstehen, verdienen sie doch zweifellos nicht, es zu regieren.
Und ich glaube, sie haben es schon erahnt oder verstanden. Sie versuchen jetzt, den Indio zu verderben, indem sie ihn mit dem Gift der Profitgier impfen, und ihm seine Sprache, seine Gesänge und Tänze, seine Wesensart rauben und ihn in einen erbärmlichen Nachahmer und unglücklichen Menschen ohne Sprache und ohne Brauchtum verwandeln. Durch Hunger zwingen sie die Indios von den Höhen herab und pferchen sie in die Vororte der Städte voller Staub, Hitze und dem Gestank von Exkrementen.”
(José María Arguedas: El Sexto. Lima 1957, 6. Aufl. 1980, S.92f)

Tobias Plöger (geb. 1972) studierte Ethnologie und Regionalwissenschaft Lateinamerika in Köln und Buenos Aires; er lebt als freier Autor und Übersetzer in Tübingen.
Elfriede Plöger ist Literaturwissenschaftlerin, hat über die argentinische Lyrikerin Olga Orozco promoviert und 2010 eine zweisprachige Ausgabe der Autorin (En la rueda solar / Im Sonnenrad) veröffentlicht.

Der Autor:

Arguedas BriefmarkeJosé Maria Arguedas wurde am 18.1.1911 in Andahuaylas/Apurímac geboren.
Arguedas, der zweisprachig (Quechua und Spanisch) aufwuchs, widmete sich als Anthropologe der Erforschung der indigenen Geschichte seines Landes. Die Kultur der Quechua war auch Thema seiner schriftstellerischen Tätigkeit, bei der er versuchte, die indianische Welt aus deren eigenem kulturellen Zentrum heraus zu gestalten. Seine bekanntesten Romane, die auch ins Deutsche übersetzt wurden, sind: „Trink mein Blut, trink meine Tränen", „Diamanten und Feuersteine", „Fiesta des Blutes" und der hier besprochene Roman „Die tiefen Flüsse". (s. BzL 1992, 1996 und 2003/04).
Arguedas starb am 2.12.1969 in Lima.

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