Walsh, Rodolfo: Das Massaker von San Martín

Ein Bericht.
A. d. Span. übers. und mit einem Nachwort versehen von Erich Hackl.
Zürich: Rotpunktverlag, 2010. 255 S., geb., SU., 21,50 €.
978-3-85869-413-3
O: Operación masacre. Buenos Aires 1972. [E.A.: Buenos Aires 1957]
Am 9. Juni 1956 wird in einem Vorort von Buenos Aires eine Gruppe von Männern verhaftet und abtransportiert. Sie stehen im Verdacht, in einen Aufstand gegen die Regierung verwickelt zu sein. Nur wenige von ihnen ahnen, worum es geht und wessen man sie bezichtigt. Aber die Ereignisse nehmen ihren Lauf, und in San Martín kommt es zum Massaker. Doch es gibt Überlebende. Rodolfo Walsh ist der Sache mit den Mitteln des investigativen Journalismus nachgegangen, hat die Überlebenden befragt, ihre Aussagen überprüft und verglichen. Was er vorlegt, ist die Geschichte eines ungeheuerlichen Vorgangs in der Nach-Perón-Ära – und längst ein Klassiker der modernen argentinischen Literatur. 'In literarischer Hinsicht', so Erich Hackl in seinem Nachwort, 'bedeutet Das Massaker von San Martín etwas Neues, weil Walsh hier ein Verfahren erprobt und gleich zur Meisterschaft gebracht hat, das bis dahin kaum angewendet worden ist: Um seinen literarischen Anspruch mit den politischen Erfordernissen zu verknüpfen, verzichtet er auf die Fiktion als Mittel künstlerischer Wahrheitssuche. Walsh wollte nicht nur aufklären, nicht nur anklagen; er wollte mit seinem Bericht auch die Voraussetzungen dafür schaffen, dass Unrecht nicht ungesühnt bleibe. In diesem Bemühen ist er gescheitert. Aber das Buch hat Recht gesprochen, wo durch politische Intervention Rechtsprechung verhindert wurde.
(aus der Verlagsinformation)
Vor uns liegt der spannende und erschütternde Bericht über einen vertuschten Massenmord während des Aufstandes einiger peronistischer Militärs im Jahre 1956. Dieses als „Vorspiel“ zu den Ereignissen während der späteren Militärdiktatur zu lesende Lehrstück erzählt von den perfiden Methoden des Militärapparates und der argentinischen Bürokratie, die die Ermordung von fünf Unschuldigen ungesühnt lassen wollen. Präzise recherchiert und einfühlsam werden die Tatsachen und die Gefühle der Opfer dargestellt. Ein journalistisches Meisterwerk.
Klaus Küpper, Bücher zu Argentinien, 2010.
Klaus Küpper, Bücher zu Argentinien, 2010.
Der Übersetzer und Schriftsteller Erich Hackl wurde am 30.5.54 in Steyr/Ober-Österreich geboren. Er hat Germanistik und Hispanistik studiert und ein paar Jahre als Lehrer für Deutsch und Spanisch und als Lektor gearbeitet. Seit langem lebt er als freier Schriftsteller, Publizist und Übersetzer in Madrid und Wien. Zu seinem bekanntesten Werk gehört „Auroras Anlass“. Er übersetzte u.a. Werke von Luis Fayad, Eduardo Galeano, Rodrigo Rey Rosa, Idea Vilariño und Rodolfo Walsh.
Der Autor:

Er war Schriftsteller, Journalist, Übersetzer und Herausgeber.
In seinem berühmt gewordenen "Offenen Brief an die Militärjunta" erhob er Anklage gegen die Militärdiktatoren, die seit 1976 in Argentinien herrschten.
Auf Deutsch sind bisher die beiden Kriminalromane "Operación Masacre", später unter dem Titel: "Das Massaker von San Martín" (Zürich 1983, 2010) und "Wer erschoss Rosendo G.?" (Zürich 1993, 2012) erschienen sowie ein kleiner Band mit drei Erzählungen ("Diese Frau", Salzburg, Paris 2004). Aus Anlass des Buchmessenschwerpunktes Argentinien im Jahre 2010 erschienen noch die beiden Bände "Die Augen des Verräters" und "Ein schwarzer Tag für die Gerechtigkeit" (s. Bücher zu Argentinien 2010, S. 114).
Rodolfo Walsh wurde am 25.3.1977 in Buenos Aires von Miltärangehörigen verschleppt und ermordet.
(Foto: Gedenkwand in B. A. © K. Küpper)
Titel: