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Zum 100. Geburtstag von Osman Lins

Der brasilianische Autor Osman Lins wurde am 5.7.1924 in Vitória de Santo Antão/Pernambuco geboren.

Er studierte Volkswirtschaft und Dramaturgie und war fast 30 Jahre lang Bankangestellter, bevor er sich entschloss, als freier Schriftsteller zu arbeiten. 1973 promovierte er über den brasilianischen Autor Lima Barreto und lehrte brasilianische Literatur an der Universität in São Paulo.
„Osman Lins stellt innerhalb der brasilianischen Literatur einen Extremfall dar. Er gilt als wichtiger Autor, allerdings mehr für die Literaturkritik als für das
Publikum.“ (Hugo Loetscher). Er ist – wie mehrere Rezensenten betonen  – ein „schwer lesbarer Autor“ – ein Grund für mangelhafte Rezeption seiner drei übersetzten Werke im deutschen Sprachraum, die sämtlich schon seit Jahren nur noch antiquarisch zu finden sind. 
Seine Romane haben, bezogen auf ihre Struktur, experimentellen Charakter. 
Lins AvalovaraDas gilt vor allem für den Roman Avalovara von 1973 (Avalovara, dt. 1976), in dem sich lebenspralles Geschehen mit mathematisch bzw. Lins Königin Suhrkampmusikalisch präziser Gestaltung verbindet (D. Reichardt). Erzählt wird von den Affären eines Mannes zu drei Frauen in Europa, Recife und São Paulo. Die Ereignisse liegen nicht nur räumlich, sondern auch zeitlich auseinander, sind aber im Roman nahtlos miteinander verflochten. Die Leserinnen und Leser sind aufgefordert, sich anhand des mitgelieferten Ordnungsprinzips in dem Puzzlerspiel zurechtzufinden.
Der Roman A rainha dos carceres da Grécia von 1976 (Die Königin der Kerker Griechenlands, dt. 1980) ist auf den ersten Blick das Tagebuch eines Lehrer, in dem der fiktive Roman einer Jugendfreundin kommentiert wird. Es ist aber auch die Geschichte der Maria de França, der Hauptperson eben dieses Romans. Die Tagebuchnotizen sind jedoch mehr als die bloße Wiedergabe des Romans, denn die Kommentare  erschließen vielen andere Bedeutungen un Lesarten.
Die 1966 erschienen Erzählungen Nove novena (Verlorenes und Gefundenes, dt. 1978) behandeln in experimenteller Prosa die Themen Liebe und Tod. In den Beobachtungen und Reflexionen der Personen, die keine Namen, kein Geschlecht und keine Alter haben, entstehen allmählich Menschen aus Fleisch und Blut, und die Geschichten gewinnen Konturen. (Alle Übersetzungen stammen von Marianne Jolowicz)

Osman Lins, einer der wichtigsten Schriftsteller des brasilianischen Nordostens, starb am 8. Juli 1976 in São Paulo.