Zum 100. Geburtstag des brasilianischen Schriftstellers José Mauro de Vasconcelos
Vor einhundert Jahren, am 26.2.1920 wurde in Bangu/Rio de Janeiro José Mauro de Vasconcelos als elftes Kind einer armen Familie geboren. Er lernte allein lesen und arbeitete seit seinem 15. Lebensjahr in den unterschiedlichsten Berufen, u.a. als Fischer, Lehrer, Krankenpfleger, Boxtrainer. Ein Medizinstudium brach er nach zwei Jahren ab, ebenso wie die Jura- und Philosophiestudien. In seinem abenteuerliches Leben, das ihn quer durch seine Heimat führte und ihm die reichen Erfahrungen brachten, die ihm den Stoff für seine zahlreichen Romane lieferten, die in seiner Heimat Milionenauflagen erlebten.
Im deutschen Sprachraum wurde Vasconcelos vor allem durch seine Kinder- und Jugendromane bekannt, die bis heute – z. Teil unter wechselnden Titeln – immer wieder aufgelegt werden.
Dazu gehört Barro blanco von 1945 (dt. Meine Brüder, der Wind und das Meer + Joaninhas Augen), in dem ein dreijähriger Junge in der Dürrezeit im Sertão ausgesetzt, von einem Farmer aufgenommen wird und als Heranwachsender ein abenteuerliches Leben in diversen Berufen unter den grauenvolen Bedingungen der Region bis zur Arbeit als Seeman führt.
In dem Roman Arara vermelha von 1953 (dt. Ara Ara – Abenteuer im brasilianischen Urwald) schildert der Autor die Abenteuer eines Indianer-Halbbluts, das sich einer flüchtenden Diamanten-Diebesbande anschließt, die mit ihrer Beute immer tiefer in den Urwald gerät und sich sowohl den Nachstellungen der Polizei als auch den Angriffen der Indianer erwehren muss. Die Romanhandlung nutzt der Autor, u.a. um die Haltung der weißen brasilianischen Bevölkerung gegenüber den Indianern und deren Lebensweise, ihre Sprache und ihre Sitten und Gebräuche eindrucksvoll zu schildern.
In Brasilien ein großer Erfolg und auch im deutschen Sprachraum mehrfach aufgelegt ist der 1968 erschienene Jugendroman O meu pé de laranja lima (dt. Wenn ich einmal groß bin + Mein kleiner Orangenbaum), ein Werk mit autobiographischen Zügen, in dem eine Kindheit im Brasilien der 1920er/1930er Jahre geschildert wird. Die Familie lebt am Rande des Existenzminimums und der kleine Sesé, der unter der Zunahme an häuslicher Gewalt leidet, sehnt sich nach Liebe und Zuneigung. Trost findet er bei seinem besten Freund, einem Orangenbaum, mit dem er sich unterhält.
In dem spannendes Epos von 1979 Kuryala: capitão e carajá (dt. Die lange Nacht des Häuptlings Kuryala) erzählt Vasconcelos die Geschichte des Häuptlings Kuryala vom Stamm der Karajá-Indianer. Es ist die Geschichte seiner Jugend und Erziehung, sowie seiner Krankheit, die gleichzeitig auch den Niedergang des ganzen Stammes einleitet.
Gerade in deutscher Übersetzung erschienen ist der 1974 erschienene Jugendroman Vamos acquecer osol (Lass die Sonne scheinen), in dem die weitere Kindheit von Sesé, dem jugendlichen Held aus „Mein kleiner Orangenbaum“ geschildert wird.
José Mauro de Vasconcelos starb am 24.7.1984 in São Paulo.