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Inés Garland erhält den Deutschen Jugendliteraturpreis 2014

Für ihren Roman: Wie ein unsichtbares Band, erschienen 2013 bei S. Fischer, hat die argentinische Autorin Inés Garland den Deutschen Jugendliteraturpreis 2014 erhalten.

Die Begründung der Jury:
„Der Roman handelt im Argentinien der 1970er-Jahre. Eine erwachsene Ich-Erzählerin lässt die Ereignisse ihrer Kindheit und frühen Jugend wieder lebendig werden: Die behütete Tochter einer wohlhabenden Familie aus Buenos Aires findet in dem ländlichen Wochenend- und Feriendomizil der Eltern ihr persönliches Paradies, das sie an der Seite der beiden Nachbarskinder durchstreift. Als die drei ungleichen Freunde älter werden, geht ihre Verbundenheit verloren. Die große Gefahr, die ihren Freunden droht, erkennt die Erzählerin nicht, denn sie lebt wie unter einer Glasglocke, die sie von den sozialen und politischen Realitäten abschirmt. In dieses Leben bricht der Terror des Militärregimes – dem ihre beiden Freunde schließlich zum Opfer fallen – wie eine Naturkatastrophe hinein.
Garland BandDer Roman wird weithin aus der Sicht des erlebenden Ichs erzählt, mit einem elegischen Unterton und knapp dosierten Reflexionen der erwachsenen Erzählerin. Besonders im ersten Teil besticht die fast intime Nähe zu den dargestellten Landschaften, Figuren und Ereignissen – die Erzählerin nimmt sich Zeit, um den Eindrücken ihrer Kindheit sprachlich nachzuspüren. Der so entstehende fließende Rhythmus wie auch die sinnliche Qualität ihrer Schilderungen werden in der Übersetzung sehr gut wiedergegeben. Die Landschaft am Río de la Plata bestimmt nicht nur das Kolorit der erzählten Welt, sie prägt auch die Sprache dieses Romans und bildet metaphorisch die Perspektive des erinnernden Ichs ab – die erinnerten Bilder sind unscharf wie Wasserspiegelungen und ihre Folge mäandernd wie der Lauf des Flusses.
Im zweiten, die politischen Entwicklungen thematisierenden Teil des Romans wird der Erzählton etwas distanzierter, während das Geschehen unaufhaltsam auf seinen katastrophalen Ausgang zusteuert. Auch wenn die Stimme der erwachsenen Erzählerin etwas mehr zu vernehmen ist als im ersten Teil, bleibt die Perspektive des verzweifelt um seine Liebe kämpfenden, angesichts der Übermacht von Unrecht und Gewalt zutiefst verstörten jungen Mädchens bestimmend.
Durch diese Erzählweise gewinnt der Text ein hohes Maß an Spannung und Eindringlichkeit."

(siehe dazu auch unsere Besprechung unter „Bücher zu Lateinamerika")