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Villoro, Juan: Das dritte Leben

Villoro LebenVilloro, Juan: Das dritte Leben
Roman. Aus dem Spanischen von Susanne Lange.
München: Hanser, 2016. 285 S., geb., SU, 19,90 €.
O: Arrecife. Barcelona 2012.
978-3-446-24913-4

Antonio (Tony) Góngora arbeitet mit seinem Freund Mario Müller in dem gläsernen Hotel „Pyramide“, irgendwo in einem Nest namens Kukulcán auf der Halbinsel Yucatán. Der Ortsname ist der berühmten Pyramide in Chichén Itzá entlehnt und ist der Maya-Name für Quetzalcoatl. Die „Pyramide“ ist architektonisch dem „Tempel der Inschriften“ aus der alten Maya-Stadt Palenque nachempfunden. Sogar eine Kopie des Grabstein mit dem angeblichen Astronauten hatte man ausgestellt.
Tony und Mario waren in den 80er Jahren als Musiker (Tony als Heavy-Metal-Bassist) mit der Band Los Extraditables unterwegs und schwärmen immer noch von ihrem Japan-Aufenthalt in Budokan.
Der Hotelkomplex ist ein durchorganisierter Vergnügungsort für Europäer, die einen besonderen Nervenkitzel suchen. Hier ist vom Fitnesscenter, Golfplatz, Krankenstation, Kindergarten usw. alles vorhanden und – je nach Geldbeutel All-inclusive oder nur beschränkt nutzbar. Und weil all diese Angebote noch nicht für einen hohen Adrenalinausstoß ausreichen, hält Mario besondere Abenteuer für seine Gäste bereit. Bei den Exkursionen im nahen Urwald tauchten dann schon einmal falsche Giftschlangen oder schwerbewaffnete falsche Guerrillos auf, manchmal wird auch ein Gast entführt und so den Leuten ein gehöriger Schrecken eingejagt. Mario, der diese Abenteuer organisiert, ist fest davon überzeugt, dass diese Scheinerfahrungen die Teilnehmer verändern, ihnen andere Träume, Gefühle und Sehnsüchte bringen würden.
Als kurz hintereinander zwei Mitarbeiter unter mysteriösen Umständen ermordet werden, wird die örtliche Polizei und das Management der Hotelkette Atrium nervös. Alle Hotels in Kukulcán stehen leer (werden aber als ausgebucht geführt und dienen so der Geldwäsche) und nur die „Pyramide“ wirft wegen ihres Abenteuer-Konzepts noch Gewinn ab. Echte Tote aber könnten auch dieses Geschäft ruinieren.
Die Aufklärung der beiden Morde bringt gleichzeitig die Verbindung des Hotelmanagements zur Drogenmafia ans Licht und die Tage des Vergnügungsortes sind gezählt ... und Antonio bricht schließlich statt Mario auf zu seinem dritten Leben ...
Ein bis zu Schluss spannender Roman und eine lesenswerte Satire auf eine Scheinwelt aus einer nur scheinbar weit entfernten Welt.
Klaus Küpper, BzL

Susanne Lange wurde am 5. Juli 1964 in Berlin geboren. Sie studierte Komparatistik, Germanistik und Theaterwissenschaft. Seit 1992 arbeitet sie als freie Übersetzerin vor allem für spanischsprachige Literatur. Darüber hinaus ist sie als Herausgeberin und Gutachterin im Bereich spanischsprachiger Literatur tätig. Lange hat bisher u.a. Werke von Miguel de Cervante Saavedra, Juan Rulfo, Luis Cernuda, Federico García Lorca, Juan Gabriel Vásquez, Yuri Herrera, Carlos María Domínguez, Javier Marías und Antonio Ungar. Sie wurde mehrmals für ihre Arbeit ausgezeichnet (so für ihre Neuübersetzung des „Don Quijote“). Susanne Lange lebt in München und bei Barcelona.

Der Autor:

Villoro-Juan 2 hfJuan Villoro Ruiz wurde am 24.9.1956 in Mexiko-Stadt geboren.
Er studierte Soziologie und arbeitete als Rundfunkredakteur und Hochschullehrer. Seine journalistische Tätigkeit für diverse Medien umfasste eine breite Themenpalette; er schrieb über Sport, Literatur, Musik und Film. Von 1981 bis 1984 war er Kulturattaché in Ostberlin.
Villoro ist Autor von Romanen, Erzählungen, Jugendbüchern, Theaterstücken und Essays für die er zahlreiche Preise erhielt.
In deutscher Übersetzung erschienen 1993 der Roman „Die Augen von San Lorenzo" (El disparo de argón) und 1997 der Roman „Das Spiel der sieben Fehler" (Materia dispuesta); beide erhielten sehr gute Kritiken (s. BzL 1994 und BzL 1997/98).

Foto: © Héctor Mediavilla / Revista Gatopardo

Titel:

Das dritte Leben
Partieller Tod
Das wilde Buch