Bracher, Beatriz: Die Verdächtigung

Roman. Aus dem Portugiesischen von Maria Hummitzsch.
Berlin: Assoziation A, 2014. 169 S., geb., 18,00 €.
O: Não falei. São Paulo 2004.
978-3-86241-438-3
„Wäre ein Gedanke ohne Worte und Bilder denkbar, vollkommen losgelöst von Zeit und Raum, aber durch mich entstanden, eine Offenbarung dessen, was sich zwar in mir und vor mir versteckt, aber da ist ... so würde ich gern eine Geschichte erzählen“, so beginnt der Roman. Aber da es nicht so ist, ist der Roman auch keine chronologisch erzählte Geschichte, sondern besteht aus dem von Zitaten und anderen Texten unterbrochenen Monolog des 64jährigen pensionierten Schuldirektors Gustavo Ferreira, der nach 30 Jahren versucht, sich über das Geschehen während seiner Haft unter der Militärdiktatur klar zu werden. Hat er unter der Folter seinen später ermordeten Freund Armando verraten und ist deshalb zwei Tage nach dessen Tod freigekommen? Hat er wirklich „nichts gesagt“ (Não falei)? Und hat er darüberhinaus auch geschwiegen und sich eingerichtet unter dem Militärregime?
Den Leserinnen und Lesern wird eine hohe Aufmerksamkeit abverlangt. Nicht immer wird unmittelbar deutlich, wer hier spricht, wer zitiert wird, wo es sich um Assoziationen handelt, auf welcher Zeitebene erzählt wird und wann und wo über Realität und Fiktion reflektiert wird. Als wichtige Hilfe erweist sich das informative Nachwort der Übersetzerin, die u. a. darauf hinweist, wie die von der Autorin gewählte Form des „reflektierenden Schreibens“ geeignet ist, eine kritische Analyse der historischen Ereignisse und den brasilianischen Erziehungssysems zu bieten. Der Roman gehört zu besten Zeugnissen über die immer noch – weil nicht endgültig aufgearbeitete – bleierne Zeit in Brasilien.
Klaus Küpper, BzL
Maria Hummitzsch wurde am 14.12.1982 in Magdeburg geboren. Sie studierte Übersetzung, Afrikanistik und Psychologie in Leipzig, Lissabon und Florianópolis. Nach dem Abschluss mit Diplom arbeitet sie seit 2011 als Literaturübersetzerin aus dem Portugiesischen und Englischen. Sie hat u. a. Werke von Franzisco Azevedo, Beatriz Bracher und Helen Walsh übersetzt. Maria Hummitzsch lebt in Leipzig.
Die Autorin:
Beatriz Bracher wurde 1961 in São Paulo geboren.
Sie studierte Literaturwissenschaften und war Mitbegründerin der Zeitschrift 34 Letras, später des Verlags Editora 34, in dem sie acht Jahre als Lektorin tätig war, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete.
Beatriz Bracher gilt als eine der herausragenden Stimmen der brasilianischen Gegenwartsliteratur. Sie ist als mutige Autorin bekannt, die sich in ihren Büchern mit ethischen Fragen und Klassenkonflikten auseinandersetzt. 2008 erhielt sie für den jetzt übersetzten dritten Roman Antonio den Prêmio Jabuti, den wichtigsten Literaturpreis Brasiliens. Zudem erhielt sie für den Roman den Literaturpreis Portugal Telecom, der jedes Jahr an die drei besten Bücher in portugiesischer Sprache vergeben wird. Beatriz Bracher arbeitet auch als erfolgreiche Drehbuchautorin. Sie erhielt für Meu Amor beim Filmfestival in Rio de Janeiro 2009 den Preis für das beste Drehbuch.
(Foto: © Francisco Perosa)
Titel:

Sie studierte Literaturwissenschaften und war Mitbegründerin der Zeitschrift 34 Letras, später des Verlags Editora 34, in dem sie acht Jahre als Lektorin tätig war, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete.
Beatriz Bracher gilt als eine der herausragenden Stimmen der brasilianischen Gegenwartsliteratur. Sie ist als mutige Autorin bekannt, die sich in ihren Büchern mit ethischen Fragen und Klassenkonflikten auseinandersetzt. 2008 erhielt sie für den jetzt übersetzten dritten Roman Antonio den Prêmio Jabuti, den wichtigsten Literaturpreis Brasiliens. Zudem erhielt sie für den Roman den Literaturpreis Portugal Telecom, der jedes Jahr an die drei besten Bücher in portugiesischer Sprache vergeben wird. Beatriz Bracher arbeitet auch als erfolgreiche Drehbuchautorin. Sie erhielt für Meu Amor beim Filmfestival in Rio de Janeiro 2009 den Preis für das beste Drehbuch.
(Foto: © Francisco Perosa)
Titel: