Castellanos Moya, Horacio: Der schwarze Palast
Castellanos Moya, Horacio: Der schwarze Palast
Roman. Aus dem Spanischen von Stefanie Gerhold
Frankfurt a. M.: S. Fischer, 2010. 331 S., geb., 19,95 €.
O: Tirana memoria.
978-3-10-010223-2
In seinem vor zwei Jahren veröffentlichten Roman schildert Castellanos Moya die Situation in El Salvador gegen Ende des zweiten Weltkrieges. In seinem Land herrscht der skrupellose General Martínez, der gegen alle Widerstände mit den Achsenmächten sympatisiert und im Volk nur der Nazihexer genannt wird.
Der erste Teil des Romans besteht aus den Tagebucheintragungen von Haydée Aragón, der Frau des inhaftierten Nonkonformisten Pericles und der Schilderung der abenteuerlichen Flucht ihres Sohnes Clemente mit seinem Freund Jimmy,. Pericles war einst persönlicher Berater des Diktators, bevor er als Journalist zum Gegner des Generals wurde. In ihren Aufzeichnungen schildert Haydée, die aus der Oberschicht des Landes stammt und sich eigentlich nicht für Politik interessiert, die Ereignisse in der Hauptstadt vom 24. März bis zum 8. Mai 1944, dem Tag, an dem der namenlose Diktator aufgrund des schließlich gelungenen Generalstreiks zurücktrat.
Der alltägliche Kampf um Besuchstermine bei ihrem Mann, die mühsame Überzeugungsarbeit um Solidarität für den im geheimen vorbereiteten Generalstreik, die Trauer um die Hingerichteten eines gescheiterten Aufstands von Teilen des Militärs, die Haydée in ihren Tagbuchaufzeichnungen schildert, sind ein außerordentliches Stück Prosa, in dem die Spannung und die Aufregungen der historischen Ereignisse auf faszinierende Weise lebendig werden und die die Leser gebannt verfolgen können.
Parallel dazu erzählt Castellanos Moya die Flucht des Offiziers der Luftwaffe Jimmy und seinem weinerlichen Freund Clemente, die die beiden nach dem dilettantischen Putschversuch bis in den unwegsamen Magrovensumpf an der Küste führt.
Im zweiten Teil des Romans, der nur knappe 40 Seiten umfaßt, zieht der mittlerweile krebskranke und verwitwete Pericles die Bilanz seines Lebens.
Einer der wichtigsten Romane aus Lateinamerika, die uns 2010 übersetzt erreichten.
Klaus Küpper, BzL
Stefanie Gerhold, geboren 1967 in München, studierte Romanistik in München. Seit 1997 ist sie als freiberufliche Übersetzerin und Autorin tätig. Sie übersetzt literarische Texte spanischer und lateinamerikanischer Autoren; bekannt geworden ist sie vor allem durch ihre Übertragungen der Werke von Max Aub, Elsa Osorio, Antonio Skármeta, Castellanos Moya, Santiago Gamboa, Antonio Skármeta und ins Deutsche.
Roman. Aus dem Spanischen von Stefanie Gerhold
Frankfurt a. M.: S. Fischer, 2010. 331 S., geb., 19,95 €.
O: Tirana memoria.
978-3-10-010223-2
In seinem vor zwei Jahren veröffentlichten Roman schildert Castellanos Moya die Situation in El Salvador gegen Ende des zweiten Weltkrieges. In seinem Land herrscht der skrupellose General Martínez, der gegen alle Widerstände mit den Achsenmächten sympatisiert und im Volk nur der Nazihexer genannt wird.
Der erste Teil des Romans besteht aus den Tagebucheintragungen von Haydée Aragón, der Frau des inhaftierten Nonkonformisten Pericles und der Schilderung der abenteuerlichen Flucht ihres Sohnes Clemente mit seinem Freund Jimmy,. Pericles war einst persönlicher Berater des Diktators, bevor er als Journalist zum Gegner des Generals wurde. In ihren Aufzeichnungen schildert Haydée, die aus der Oberschicht des Landes stammt und sich eigentlich nicht für Politik interessiert, die Ereignisse in der Hauptstadt vom 24. März bis zum 8. Mai 1944, dem Tag, an dem der namenlose Diktator aufgrund des schließlich gelungenen Generalstreiks zurücktrat.
Der alltägliche Kampf um Besuchstermine bei ihrem Mann, die mühsame Überzeugungsarbeit um Solidarität für den im geheimen vorbereiteten Generalstreik, die Trauer um die Hingerichteten eines gescheiterten Aufstands von Teilen des Militärs, die Haydée in ihren Tagbuchaufzeichnungen schildert, sind ein außerordentliches Stück Prosa, in dem die Spannung und die Aufregungen der historischen Ereignisse auf faszinierende Weise lebendig werden und die die Leser gebannt verfolgen können.
Parallel dazu erzählt Castellanos Moya die Flucht des Offiziers der Luftwaffe Jimmy und seinem weinerlichen Freund Clemente, die die beiden nach dem dilettantischen Putschversuch bis in den unwegsamen Magrovensumpf an der Küste führt.
Im zweiten Teil des Romans, der nur knappe 40 Seiten umfaßt, zieht der mittlerweile krebskranke und verwitwete Pericles die Bilanz seines Lebens.
Einer der wichtigsten Romane aus Lateinamerika, die uns 2010 übersetzt erreichten.
Klaus Küpper, BzL
Stefanie Gerhold, geboren 1967 in München, studierte Romanistik in München. Seit 1997 ist sie als freiberufliche Übersetzerin und Autorin tätig. Sie übersetzt literarische Texte spanischer und lateinamerikanischer Autoren; bekannt geworden ist sie vor allem durch ihre Übertragungen der Werke von Max Aub, Elsa Osorio, Antonio Skármeta, Castellanos Moya, Santiago Gamboa, Antonio Skármeta und ins Deutsche.
Der Autor:
Horacio Castellanos Moya wurde am 21.11.1957 in Tegucigalpa/Honduras geboren, wo er auch die ersten vier Jahre seiner Kindheit verbrachte. Nach dem Umzug seiner Eltern nach El Salvador, der Heimat seines Vaters, beendete er dort seine Schulzeit und begann zu studieren. Er war ein zeitlang Mitglied der Guerilla FMLN. Aufgrund seiner journalistischen Arbeit, in der er seine radikale Kritik an den herrschenden Verhältnissen äußerte, mußte er El Salvador mehrmals verlassen und war u.a. in Costa Rica, Kanada, Mexiko und Spanien im Exil. 2003 lebte er als Redakteur in Guatemala; 2004 war er im Rahmen des Programms „Städte der Zuflucht" in Frankfurt a. M. Mittlerweile lebt er in den USA. 2014 erhielt er den hochdotierten Premio Iberoamericano de Narrativa Manuel Rojas.
Außer dem hier vorgestellten Werk sind bisher vier weitere Romane ins Deutsche übersetzt worden: "Die Spiegelbeichte" (La diabla en el espejo), "Der Waffengänger" (El arma en el hombre), "Aragóns Abgang" (Donde no estén ustedes) (Besprechungen siehe BzL 2003/2004 und 2005/06) und "Der schwarze Palast" (Tirana memoria).
Titel:
Der Traum von Rückkehr
Der schwarze Palast
Horacio Castellanos Moya wurde am 21.11.1957 in Tegucigalpa/Honduras geboren, wo er auch die ersten vier Jahre seiner Kindheit verbrachte. Nach dem Umzug seiner Eltern nach El Salvador, der Heimat seines Vaters, beendete er dort seine Schulzeit und begann zu studieren. Er war ein zeitlang Mitglied der Guerilla FMLN. Aufgrund seiner journalistischen Arbeit, in der er seine radikale Kritik an den herrschenden Verhältnissen äußerte, mußte er El Salvador mehrmals verlassen und war u.a. in Costa Rica, Kanada, Mexiko und Spanien im Exil. 2003 lebte er als Redakteur in Guatemala; 2004 war er im Rahmen des Programms „Städte der Zuflucht" in Frankfurt a. M. Mittlerweile lebt er in den USA. 2014 erhielt er den hochdotierten Premio Iberoamericano de Narrativa Manuel Rojas.
Außer dem hier vorgestellten Werk sind bisher vier weitere Romane ins Deutsche übersetzt worden: "Die Spiegelbeichte" (La diabla en el espejo), "Der Waffengänger" (El arma en el hombre), "Aragóns Abgang" (Donde no estén ustedes) (Besprechungen siehe BzL 2003/2004 und 2005/06) und "Der schwarze Palast" (Tirana memoria).
Titel:
Der Traum von Rückkehr
Der schwarze Palast