Vásquez, Juan Gabriel: Die Liebenden von Allerheiligen
Vásquez, Juan Gabriel: Die Liebenden von Allerheiligen
Erzählungen. Aus dem Spanischen von Susanne Lange.
Frankfurt a. M.: Schöffling & Co., 2013. 258 S., geb., 22,95 €.
O: Los amantes de Todos los Santos. Madrid 2008.
978-3-89561-007-3
Erzählungen. Aus dem Spanischen von Susanne Lange.
Frankfurt a. M.: Schöffling & Co., 2013. 258 S., geb., 22,95 €.
O: Los amantes de Todos los Santos. Madrid 2008.
978-3-89561-007-3
- dass.: - Frankfurt am Main: S. Fischer Verlage, 2018. FiTB 19156. 258 S., kt., 10,00 €.
Es ist kalt in den Ardennen. Das weiß Vásquez aus eigener Erfahrung. Nach seinem Studium an der Sorbonne hat er ein Jahr lang in einem kleinen Dorf in Belgien gelebt. Und seine sieben Geschichten spielen in dieser Region, in der die Protagonisten meist in warmer Kleidung, dicken Rollkragenpullovern und Gummistiefeln herumlaufen. Jedenfalls wenn sie sich auf die Jagd begeben, um Wildschweine und Fasane zu schießen. Und es ist dort immer dunkel, neblig und nass.
Vielleicht träumte die Tierärztin Agatha aus diesem Grund von der nördlich von Island gelegenen Insel Grimsey, auf der im Sommer die Sonne nicht untergeht. Den Einwand von Oliveira, dass es dafür aber im Winter keinen Tag gibt, überhört sie. Er hatte das väterliche Erbe ausgeschlagen, einen Reiterhof mit Herrenhaus und war mit seinem gepackten Lieferwagen auf dem Weg zu seinen Verwandten in Portugal. Hier würde er ein neues Leben beginnen und Agatha vergessen, die er nach zwei Liebesnächten bei ihrem Suizidversuch allein gelassen hatte.
Mademoiselle Michaud war ein stilles, ins sich gekehrtes Mädchen ohne feste Freundschaften. Ihre Liebe galt dem Hof und den Ställen, den Feldern und dem Wäldchen. Im Haus gab kein Plätzchen, das sie nicht gekannt hätte. Ihr bevorzugter Aufenthalt war das türlose Zimmer, das nur über ein Schrankrückwand betreten werden konnte. Während des Krieges hatte der Vater hier ein jüdischen Pärchen versteckt. Das Unglück begann mit der drohenden Heirat ihrer jüngeren Schwester Sara und den von ihr belauschten Plänen des künftigen Schwagers, das Anwesen völlig umzubauen. Dazu sollte es jedoch nicht kommen. Mademoiselle Michaud wurde wegen Mordes zu 45 Jahren Gefängnis verurteilt. Sara hatte die Zeit genutzt und das Haus umgebaut, neue Gebäude und neue Wege errichtet. Als Madame Michaud nach ihrer vorzeitigen Entlassung zu ihrem Elternhaus zurückkehrt, findet ihre im Gefängnis bewahrte Erinnerung keine Übereinstimmung mehr und sie wußte nicht mehr, „welcher Ort ihr noch blieb auf der Welt“.
Georges und Charlotte Lemoine waren lange schon mit Xavier Moré und seinem Sohn Jean befreundet. Zwar belastete Charlottes vergangener, vier Jahre dauernder Seitensprung mit Xavier die Beziehung der beiden aber er änderte nichts an der Gewissheit, dass sie zusammen bleiben würden. Nach dem Selbstmord von Xavier aber wurde Georges klar, dass er und seine Frau nicht allein waren und Moré von nun an zwischen ihm und Charlotte leben würde.
Alle Geschichten schildern zwischenmenschliche, dramatische, teilweise traumatische Geschehnisse zwischen oft sehr unterschiedlichen Partnern. Die Protagonisten stehen häufig vor schwierigen Entscheidungen, die ihrem Leben eine völlig andere Richtung geben. Eine spannende, meisterhaft erzählte (und übersetzte) Lektüre, die die Leserinnen und Leser lange nicht vergessen werden.
Klaus Küpper, BzL
Susanne Lange wurde am 5. Juli 1964 in Berlin geboren. Sie studierte Komparatistik, Germanistik und Theaterwissenschaft. Seit 1992 arbeitet sie als freie Übersetzerin vor allem für spanischsprachige Literatur. In diesem Bereich ist sie darüber hinaus als Herausgeberin und Gutachterin tätig. Lange hat bisher u.a. Werke von Miguel de Cervante Saavedra, Juan Rulfo, Luis Cernuda, Federico García Lorca, Juan Gabriel Vásquez, Yuri Herrera, Carlos María Domínguez, Javier Marías und Antonio Ungar übersetzt. Sie wurde mehrmals für ihre Arbeit ausgezeichnet (so für ihre Neuübersetzung des „Don Quijote“). Susanne Lange lebt in München und bei Barcelona.
Der Autor:
978-3-596-19156-7
Es ist kalt in den Ardennen. Das weiß Vásquez aus eigener Erfahrung. Nach seinem Studium an der Sorbonne hat er ein Jahr lang in einem kleinen Dorf in Belgien gelebt. Und seine sieben Geschichten spielen in dieser Region, in der die Protagonisten meist in warmer Kleidung, dicken Rollkragenpullovern und Gummistiefeln herumlaufen. Jedenfalls wenn sie sich auf die Jagd begeben, um Wildschweine und Fasane zu schießen. Und es ist dort immer dunkel, neblig und nass.
Vielleicht träumte die Tierärztin Agatha aus diesem Grund von der nördlich von Island gelegenen Insel Grimsey, auf der im Sommer die Sonne nicht untergeht. Den Einwand von Oliveira, dass es dafür aber im Winter keinen Tag gibt, überhört sie. Er hatte das väterliche Erbe ausgeschlagen, einen Reiterhof mit Herrenhaus und war mit seinem gepackten Lieferwagen auf dem Weg zu seinen Verwandten in Portugal. Hier würde er ein neues Leben beginnen und Agatha vergessen, die er nach zwei Liebesnächten bei ihrem Suizidversuch allein gelassen hatte.
Mademoiselle Michaud war ein stilles, ins sich gekehrtes Mädchen ohne feste Freundschaften. Ihre Liebe galt dem Hof und den Ställen, den Feldern und dem Wäldchen. Im Haus gab kein Plätzchen, das sie nicht gekannt hätte. Ihr bevorzugter Aufenthalt war das türlose Zimmer, das nur über ein Schrankrückwand betreten werden konnte. Während des Krieges hatte der Vater hier ein jüdischen Pärchen versteckt. Das Unglück begann mit der drohenden Heirat ihrer jüngeren Schwester Sara und den von ihr belauschten Plänen des künftigen Schwagers, das Anwesen völlig umzubauen. Dazu sollte es jedoch nicht kommen. Mademoiselle Michaud wurde wegen Mordes zu 45 Jahren Gefängnis verurteilt. Sara hatte die Zeit genutzt und das Haus umgebaut, neue Gebäude und neue Wege errichtet. Als Madame Michaud nach ihrer vorzeitigen Entlassung zu ihrem Elternhaus zurückkehrt, findet ihre im Gefängnis bewahrte Erinnerung keine Übereinstimmung mehr und sie wußte nicht mehr, „welcher Ort ihr noch blieb auf der Welt“.
Georges und Charlotte Lemoine waren lange schon mit Xavier Moré und seinem Sohn Jean befreundet. Zwar belastete Charlottes vergangener, vier Jahre dauernder Seitensprung mit Xavier die Beziehung der beiden aber er änderte nichts an der Gewissheit, dass sie zusammen bleiben würden. Nach dem Selbstmord von Xavier aber wurde Georges klar, dass er und seine Frau nicht allein waren und Moré von nun an zwischen ihm und Charlotte leben würde.
Alle Geschichten schildern zwischenmenschliche, dramatische, teilweise traumatische Geschehnisse zwischen oft sehr unterschiedlichen Partnern. Die Protagonisten stehen häufig vor schwierigen Entscheidungen, die ihrem Leben eine völlig andere Richtung geben. Eine spannende, meisterhaft erzählte (und übersetzte) Lektüre, die die Leserinnen und Leser lange nicht vergessen werden.
Klaus Küpper, BzL
Susanne Lange wurde am 5. Juli 1964 in Berlin geboren. Sie studierte Komparatistik, Germanistik und Theaterwissenschaft. Seit 1992 arbeitet sie als freie Übersetzerin vor allem für spanischsprachige Literatur. In diesem Bereich ist sie darüber hinaus als Herausgeberin und Gutachterin tätig. Lange hat bisher u.a. Werke von Miguel de Cervante Saavedra, Juan Rulfo, Luis Cernuda, Federico García Lorca, Juan Gabriel Vásquez, Yuri Herrera, Carlos María Domínguez, Javier Marías und Antonio Ungar übersetzt. Sie wurde mehrmals für ihre Arbeit ausgezeichnet (so für ihre Neuübersetzung des „Don Quijote“). Susanne Lange lebt in München und bei Barcelona.
Der Autor:
Juan Gabriel Vásquez wurde 1973 in Bogotá geboren und studierte lateinamerikanische Literatur an der Sorbonne. Seine preisgekrönten Romane, Erzählungen und Essays wurden bisher in 16 Sprachen übersetzt. 2011 wurde Vásquez mit einem der wichtigsten Literaturpreise der spanischsprachigen Welt ausgezeichnet - dem Alfaguara-Literaturpreis.
Nach 16 Jahren in Europa lebt Juan Gabriel Vásquez seit 2012 mit seiner Familie wieder in Bogotá.
(Foto: © Nina Subin)
Titel:
Die Gestalt der Ruinen
Die Reputation
Das Geräusch der Dinge beim Fallen (Hörspiel)
Das Geräusch der Dinge beim Fallen
Die Liebenden von Allerheiligen
Die geheime Geschichte Costaguanas
Die Informanten
Nach 16 Jahren in Europa lebt Juan Gabriel Vásquez seit 2012 mit seiner Familie wieder in Bogotá.
(Foto: © Nina Subin)
Titel:
Die Gestalt der Ruinen
Die Reputation
Das Geräusch der Dinge beim Fallen (Hörspiel)
Das Geräusch der Dinge beim Fallen
Die Liebenden von Allerheiligen
Die geheime Geschichte Costaguanas
Die Informanten