Domínguez, Carlos María: Die blinde Küste
Domínguez, Carlos María: Die blinde Küste
Roman. Aus dem Spanischen von Susanne Lange
Berlin: Suhrkamp, 2010. 137 S., geb., 15,90 €
O: La costa ciega.
978-3-518-42181-9
Die Geschichte wird von einem namenlosen Erzähler in einer einsamen Raststätte berichtet. Hauptperson ist Arturo Balz, der eines Tages die junge Tramperin Camboya in seinem Auto mitnimmt. Noch wissen die Beiden nicht, daß ihre Vergangenheit miteinander verknüpft ist. In einer der verlassenen Hütten am Strand treffen sie sich wieder und erzählen sich ihre Geschichte(n). Camboya, die eigentlich Cecilia heißt, hat ihren Namen gewechselt, weil sie den moralischen Druck ihrer Familie nicht mehr aushielt, die ihr ständig das zum Mythos gewordene Vorbild ihrer Tante Cecilia vorhielt, die am Widerstand gegen die Militärdiktatur teilnahm und seitdem verschwunden ist. Ganz allmählich wird klar, daß die Cecilia, von der Arturo in seinen Geschichten berichtet, identisch ist mit der Tante Camboyas. Arturo hat das Verschwinden seiner Freundin nie verwunden und schöpft wieder Hoffnung, als er sich in die Adoptivtochter seines Arbeitgebers verliebt ...
Domínguez versteht es, die vielen Episoden und die darin auftretenden Personen in vielen Rückblenden und Erinnerungen lebendig werden zu lassen. Allerdings ist der Bericht so kunstvoll verschachteln, daß der Leser ständig in Gefahr ist, den Faden zu verlieren. Mitunter helfen ihm nur die den Erzählfluß unterbrechenden, ungeduldigem Nachfragen oder eingestreuten Vermutungen der Wirtin Ema in der Raststätte wieder auf die richtige Ebene zurück. Zu komplex sind auch die historischen Hintergründe in Argentinien und Uruguay mit ihren zeitlich fast parallel stattfindenden Militärdiktaturen, die die Protagonisten zwangen, auf der Flucht vor den jeweils herrschenden Militärs ständig die Grenzen zu wechselten.
Ein Roman, der eine hohe Aufmerksamkeit vom Leser verlangt, viele Fragen aufwirft und eigentlich mit einem einmaligen Lesen nicht „ausgelesen" ist.
Klaus Küpper, BzL
Roman. Aus dem Spanischen von Susanne Lange
Berlin: Suhrkamp, 2010. 137 S., geb., 15,90 €
O: La costa ciega.
978-3-518-42181-9
Die Geschichte wird von einem namenlosen Erzähler in einer einsamen Raststätte berichtet. Hauptperson ist Arturo Balz, der eines Tages die junge Tramperin Camboya in seinem Auto mitnimmt. Noch wissen die Beiden nicht, daß ihre Vergangenheit miteinander verknüpft ist. In einer der verlassenen Hütten am Strand treffen sie sich wieder und erzählen sich ihre Geschichte(n). Camboya, die eigentlich Cecilia heißt, hat ihren Namen gewechselt, weil sie den moralischen Druck ihrer Familie nicht mehr aushielt, die ihr ständig das zum Mythos gewordene Vorbild ihrer Tante Cecilia vorhielt, die am Widerstand gegen die Militärdiktatur teilnahm und seitdem verschwunden ist. Ganz allmählich wird klar, daß die Cecilia, von der Arturo in seinen Geschichten berichtet, identisch ist mit der Tante Camboyas. Arturo hat das Verschwinden seiner Freundin nie verwunden und schöpft wieder Hoffnung, als er sich in die Adoptivtochter seines Arbeitgebers verliebt ...
Domínguez versteht es, die vielen Episoden und die darin auftretenden Personen in vielen Rückblenden und Erinnerungen lebendig werden zu lassen. Allerdings ist der Bericht so kunstvoll verschachteln, daß der Leser ständig in Gefahr ist, den Faden zu verlieren. Mitunter helfen ihm nur die den Erzählfluß unterbrechenden, ungeduldigem Nachfragen oder eingestreuten Vermutungen der Wirtin Ema in der Raststätte wieder auf die richtige Ebene zurück. Zu komplex sind auch die historischen Hintergründe in Argentinien und Uruguay mit ihren zeitlich fast parallel stattfindenden Militärdiktaturen, die die Protagonisten zwangen, auf der Flucht vor den jeweils herrschenden Militärs ständig die Grenzen zu wechselten.
Ein Roman, der eine hohe Aufmerksamkeit vom Leser verlangt, viele Fragen aufwirft und eigentlich mit einem einmaligen Lesen nicht „ausgelesen" ist.
Klaus Küpper, BzL
Susanne Lange wurde am 5. Juli 1964 in Berlin geboren. Sie studierte Komparatistik, Germanistik und Theaterwissenschaft. Seit 1992 arbeitet sie als freie Übersetzerin vor allem für spanischsprachige Literatur. Darüber hinaus ist sie als Herausgeberin und Gutachterin im Bereich spanischsprachiger Literatur tätig. Lange hat bisher u.a. Werke von Miguel de Cervante Saavedra, Juan Rulfo, Luis Cernuda, Federico García Lorca, Juan Gabriel Vásquez, Yuri Herrera, Carlos María Domínguez, Javier Marías und Antonio Ungar. Sie wurde mehrmals für ihre Arbeit ausgezeichnet (so für ihre Neuübersetzung des „Don Quijote"). Susanne Lange lebt in München und bei Barcelona.
Der Autor:
Carlos María Domínguez wurde 1955 in Buenos Aires geboren.
Er ist Journalist, Literaturkritiker, Schriftsteller und lebt seit 1989 in Montevideo.
Von ihm liegen in deutscher Übersetzung zwei empfehlenswerten Bände vor: die längere Erzählung „Das Papierhaus", wiederaufgelegt 2014, eine Anthologie mit mehreren Erzählungen („Wüste Meere"), siehe Bücher zu Argentinien, 2010, S. 56ff.), sowie die hier vorgestellten beiden Romane.
Titel:
Das Papierhaus
Die blinde Küste
Der verlorene Freund
Carlos María Domínguez wurde 1955 in Buenos Aires geboren.
Er ist Journalist, Literaturkritiker, Schriftsteller und lebt seit 1989 in Montevideo.
Von ihm liegen in deutscher Übersetzung zwei empfehlenswerten Bände vor: die längere Erzählung „Das Papierhaus", wiederaufgelegt 2014, eine Anthologie mit mehreren Erzählungen („Wüste Meere"), siehe Bücher zu Argentinien, 2010, S. 56ff.), sowie die hier vorgestellten beiden Romane.
Titel:
Das Papierhaus
Die blinde Küste
Der verlorene Freund