Vasconcelos, José Mauro de: Lass die Sonne scheinen
Vasconcelos, José Mauro de: Lass die Sonne scheinen
[KJL] Roman.
Mit einem Anhang zum Autor von Luiz Antonio Aguiar.
Aus dem brasilianischen Portugiesisch von Wiebke Augustin und Carla Martins de Barros Köser.
Stuttgart: Verlag Urachhaus, 2020. 301 S., geb., SU, 22,00 €.
O: Vamos acquecer o sol. São Paulo 1974.
978-3-8251-5206-2
In drei Teilen und 21 Kapiteln knüpft der autobiographische Roman inhaltlich an Vasconcelos’ vielleicht berühmtestes Buch „Wenn ich einmal groß bin“ (1971), auch bekannt unter dem Titel „Mein kleiner Orangenbaum“ (2009), an. Vasconcelos erzählt darin, wie Sesés Leben nach der großen Tragödie und dem Verlust seines Freundes Portuga, mit der „Wenn ich einmal groß bin“ endet, weitergeht und der ungestüme Sesé, Meister in der Kunst der Streiche, schließlich erwachsen wird.
Der elfjährige Sesé, der aus ärmlichen Verhältnissen stammt, lebt inzwischen in Natal, bei der gutsituierten Familie seines Patenonkels, eines Arztes, der ihm eine gute Erziehung und Schulbildung ermöglicht. Er erhält Klavierunterricht und hat ein eigenes Zimmer. Pater Feliciano, genannt Fayolle, einer von Sesés Lehrern, wird zu seinem väterlichen Freund und ist dem phantasievollen Jungen eine große Hilfe. Doch richtig verstanden und geliebt fühlt Sesé sich nicht. Er vermisst sein altes Leben, seine Familie, die alten Freunde und die Freiheit der Straße. Freude findet er beim Schwimmen am Strand und im Kino, wo er sich heimlich hinschleicht. Dort sieht er zum ersten Mal einen Film mit dem großen französischen Schauspieler Maurice Chevalier, dessen fröhliche und lebenslustige Rolle ihn so sehr beeindruckt, dass er den Schauspieler in seiner Fantasiewelt zu seinem Vater ernennt. In der Welt seines Zimmers spricht Sesé mit Maurice, der ihm die Liebe und Zuneigung entgegenbringt, die ihm fehlt. Nicht zuletzt auch durch die kontinuierliche Begleitung und Unterstützung der Cururu-Kröte Adão, die eines Nachts am Fußende seines Bettes auftaucht, gelingt es Sesé schließlich, sich Stück für Stück mit der Realität anzufreunden.
Die fantasievolle Erzählung schafft es, den Leser von der ersten Minute an zu fesseln. Die Übersetzung fängt die Leichtigkeit der Erzählweise Vasconcelos’ ein und macht Lust auf eine Übersetzung des dritten Teils der biographischen Trilogie des Autors.
Im Anhang befindet sich ein Essay des brasilianischen Schriftstellers und Drehbuchautors Luiz Antonio Aguiar mit Anmerkungen zu Leben und Werk von José Mauro de Vasconcelos.
Johanna Klute, Bücher zu Lateinamerika
Wiebke Augustin ist beeidigte Diplomübersetzerin für die portugiesische Sprache, war wissenschaftliche Mitarbeiterin im Arbeitsbereich Portugiesisch an der Universität Mainz. Zusammen mit Carla Martins de Barros Köser gründete sie im Jahr 2012 den Arara Verlag.
Carla Martins de Barros Köser ist Diplom-Übersetzerin und Lektorin für Deutsch als Fremdsprache.
ist Muttersprachlerin des brasilianischen Portugiesisch und als Diplomübersetzerin für Deutsch tätig. Sie arbeitete zudem als Lektorin sowie als freie Lehrkraft für Portugiesisch an hessischen Gymnasien.
Der Autor:
José Mauro de Vasconcelos wurde am 26.2.1920 in Bangu/Rio de Janeiro geboren.
Er studierte Medizin, Jura, Philosophie und Malerei. In verschiedenen Berufen (u. a. als Fischer, Lehrer, Krankenpfleger, Trainer) sammelte er reiche Erfahrungen über seine Heimat, die er immer wieder durchwanderte und die ihm den Stoff für seine zahlreichen Romane lieferten. Im deutschen Sprachraum erschienen außer den jetzt wieder aufgelegten Romanen unter anderem Titel noch der Roman „Ara Ara" und das Jugendbuch „Die lange Nacht des Häuptlings Kuryala".
Mauro de Vasconcelos starb am 24.7.1984 in São Paulo.
Titel:
Mein kleiner Orangenbaum
Lass die Sonne scheinen
Joaninhas Augen