Schopflocher, Roberto: Das Komplott zu Lima

Frankfurt a. M.: Frankfurter Verlagsanstalt, 2015. 446 S., geb., SU., 24,90 €.
978-3-627-00221-3
Das ist die Geschichte der Elvira Acosta y Enriquez, die als junges Mädchen im Jahre 1619 mit ihrer Familie aus dem portugiesischen Brasilien in das damalige Königreich Peru fliehen mußte. Die Familie stammte aus Spanien und war vor der Inquisition schon über Portugal nach Brasilien geflohen. Die Taufe der Vorfahren (die Verfolgung von Juden und Muslimen beginnt gleichzeitig mit der Entdeckung Amerikas) half schließlich wenig, denn die katholische Kirche unterstellte allen sogenannten Neuchristen, ihre alte Religion weiter auszuüben. In Buenos Aires, am südlichen Rand des spanischen Kolonialreichs, glaubte die Famiie sich sicher, zumal das damals dünn besiedelte Land Arbeitskräfte und Hilfe vor den Indianerüberfällen benötigte. Als auch in Buenos Aires Gesinnungsschnüffelei, Denunziation und Verfolgung überhand nehmen flieht die Familie weiter und findet vorläufigen Schutz bei ihrer angesehenen Verwandtschaft, der Familie Bautista in Lima, der Hauptstadt des damaligen Vizekönigreichs. Elvira war inzwischen mit Juan Bastista verheiratet und hatte einen Sohn mit ihm. Der titelgebende Mittelpunkt des Romans ist das historische Auto de fe von Lima im Jahre 1639. Das Ketzertribunal wird von Schopflocher, der die Ereignisse offenbar genau recherchiert hat, mit allen Einzelheiten – von der erfundenen Verschwörung des reichen Handelshauses Bautista, der durch Folterung erpressten falschen Geständnissen bis zum Tag des Gerichts beschrieben. Die Verlesung der Urteile, offensichtlich wortwörtliche Zitate aus den Akten der Inquisition, zu Auspeitschung, Galeerendienst, Erdrosselung durch die Garotte und Verbrennung sowie die anschließenden Exekutionen sind vom Autor scheinbar teilnahmslos beschrieben und entfalten gerade dadurch das gesamte Grauen der schrecklichen Ereignisse. Elvira wird hilflose Zeugin des Tribunals, das ihren Mann zur Galeere und damit zum sicheren Tod verurteilt. Sie verlässt Lima und reist zu ihrer Freundin nach Santiago de Chile, wo sie Zeugin des Erdbebens von 1647 wird. Ihr weiterer Lebensweg ist bestimmt von der verzweifelten Suche nach ihrem Sohn.
Schopflocher lässt in seinem historischen Roman eine dunkle Zeit auferstehen, macht sie mit seinen minutiösen Beschreibungen so lebendig, als sei er selbst Zeuge gewesen. Eine dramatische Geschichte, die Leserinnen und Leser bis zu ihrem Ende und darüber hinaus nicht unberührt lässt.
Klaus Küpper, BzL
Der Autor:
Robert(o) Schoflocher wurde am 14. April 1923 in Fürth geboren. 1937 erfolgte die erzwungene Auswanderung seiner Familie nach Argentinien. Schopflocher studierte Landwirtschaft, war Importkaufmann und verwaltete verschiedene jüdische Siedlungen. Er war Autor von Romanen, Erzählungen und Theaterstücken, die er zunächst in spanischer Sprache veröffentlichte; seit den 90er Jahren schrieb er auch in seiner Muttersprache.
In Deutsch erschienen drei Bände mit Erzählungen „Wie Reb Froike die Welt rettete“ (1998), „Fernes Beben“ (2003) und „Spiegel der Welt“ (2006). „Eine Kindheit“ (1998) und „Weit von wo“ (2010) sind autobiographische Schriften. 2012 veröffentlichte er ein kleines Bändchen mit Gedichten und Abbildungen eigener Holzschnitte. 2013 erschien der Roman „Die verlorenen Kinder“, in dem er das Drama um die verschwundenen Mütter und ihren geraubten Kindern in Argentinien während der Militärdiktatur behandelt. Im Herbst 2015 schließlich wurde sein spannender Roman „Das Komplott zu Lima“ veröffentlicht, der die Judenverfolgung im Südamerika des 17. Jahrhunderts zum Thema hat.
Roberto Schopflocher starb am 23. Januar 2016 in Buenos Aires.
Foto © Paula Schopflocher

In Deutsch erschienen drei Bände mit Erzählungen „Wie Reb Froike die Welt rettete“ (1998), „Fernes Beben“ (2003) und „Spiegel der Welt“ (2006). „Eine Kindheit“ (1998) und „Weit von wo“ (2010) sind autobiographische Schriften. 2012 veröffentlichte er ein kleines Bändchen mit Gedichten und Abbildungen eigener Holzschnitte. 2013 erschien der Roman „Die verlorenen Kinder“, in dem er das Drama um die verschwundenen Mütter und ihren geraubten Kindern in Argentinien während der Militärdiktatur behandelt. Im Herbst 2015 schließlich wurde sein spannender Roman „Das Komplott zu Lima“ veröffentlicht, der die Judenverfolgung im Südamerika des 17. Jahrhunderts zum Thema hat.
Roberto Schopflocher starb am 23. Januar 2016 in Buenos Aires.
Foto © Paula Schopflocher