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Cortázar, Julio: Rede des Bären

Cortazar BaerCortázar, Julio: Rede des Bären
Übersetzt von Wolfgang Promies. Illustriert von Emilio Urberuaga.
Zürich: Bajazzo Verlag, 2009. 24 S., durchgehend farbig ill., geb., 14,90 €.
978-3-90587107-4

„Ich bin der Bär aus den Leitungsrohren im Haus ...", so beginnt dieses wunderschöne Kinderbuch und auf dem Titelbild ist er auch zu sehen, der Bär, dessen Fell die Rohre sauber hält – auch wenn die Köchin Wilhelmine jammert, weil der Ofen nicht zieht. Und der manchmal das Mädchen im dritten Stock erschreckt und den Nachbarn die Wangen liebkost oder die Nase leckt. Kurz, ein liebeswertes Tier, zufrieden mit sich, weil es sicher weiß, etwas Gutes zu tun. Und das all die Wesen im Haus bedauert, weil sie nicht durch die Leitungen spazieren gehen können. Der spanische Maler Emilio Urberuaga hat dem seltsamen Geschöpf Cortázars Gestalt verliehen und die Kinder werden daher auch kaum zweifeln, dass es dieses surreale Tier wirklich gibt. Den erwachsenen Leserinnen und Lesern aber sei zum Weiterlesen Cortázars „Geschichten der Cronopien und Famen" empfohlen, jenen kurzen Erzählungen, von denen Jörg Drews bei Erscheinen der ersten Übersetzung schrieb, dass sie „gleich nach der ersten Lektüre in den Rang der Lieblingsbücher aufrücken, aus denen man seinen Freunden vorlesen möchte." (ab 5 Jahren)
Klaus Küpper, aus: Bücher zu Argentinien

Der Autor:

Cortazar c SaraFacio SVJulio Cortázar wurde am 26.8.1914 in Brüssel geboren (sechs Tage zuvor war die Hauptstadt Belgiens von den deutschen Truppen eingenommen worden). Als er vier Jahre alt war (nach Ende des ersten Weltkriegs), zogen seine Eltern mit ihm nach Buenos Aires.
Er wurde Grundschullehrer und arbeitete an verschiedenen Schulen in der Provinz. 1944 erhielt er eine Dozentur für französische Literatur in Mendoza. Aus Protest gegen Perón trat er zwei Jahre später von diesem Hochschulamt zurück und wurde Übersetzer für Englisch und Französisch. Cortázar erhielt 1951 ein Stipendium des französischen Staates und arbeitete von 1951 bis 1974 als Übersetzer bei der UNESCO in Paris.
Cortázar war einer der profiliertesten Vertreter der argentinischen Literatur der Gegenwart. Sein Werk ist der neueren englischen und französischen Literatur verpflichtet, insbesondere dem Surrealismus, dem Theater des Absurden und dem Nouveau Roman.
„Der Einbruch des Absurden in die Realität des Alltags, Bedrohung der Identität des einzelnen, Protest gegen die Sinnleere einer technisierten Umwelt sowie die Suche nach der authentischen Existenzform des Individuums bilden die inhaltlichen Kennzeichen der cuentos und novelas, mit denen Cortázar die allgemeine Thematik moderner Literatur aufnimmt." (W. Brand).
Leider sind heute viele seiner Werke, vor allem die Kurzprosa, vergriffen. Dabei sind es gerade die Erzählungen, die ihn als kreativen und originellen Autor bekannt gemacht haben. „Sie bestechen durch die ästhetische Perfektion und ihre erzählerische Strenge." (D. Reichardt)
„Wer Cortázars Bücher nicht liest, ist verloren. Sie nicht zu lesen ist eine schwere, schleichende Krankheit, die mit der Zeit schreckliche Folgen haben kann. Ähnlich wie jemand, der nie einen Pfirsich gekostet hat. Er würde langsam melancholisch werden und immer blasser, und vielleicht würden ihm nach und nach die Haare ausfallen." (Pablo Neruda)
Julio Cortázar starb am 12.2.1984 in Paris.
(Foto: © Sara Facio/Suhrkamp Verlag)

Titel:
Neubert, Franziska: Erzählung mit einem tiefen Wasser
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