[Brasilien] Wallace, Alfred Russel: Abenteuer am Amazonas und am Rio Negro

Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Matthias Glaubrecht.
Aus dem Englischen von Anonymus und Michael Schickenberg.
Berlin: Galiani, 2014. 619 S., geb., mit Illustrationen und Karten, 24,99 €.
978-3-86971-085-3
„Der ernste Wunsch, ein tropisches Land zu besuchen, das Üppige des Tier- und Pflanzenlebens selbst zu sehen und mich mit eigenen Augen von allen den Wundern, die mich in Reisebeschreibungen stets so interessierten, zu überzeugen, waren die Motive, die mich bewegten, die Bande des häuslichen und Geschäftslebens zu brechen und mich aufzumachen nach dem ´fernen Land, wo ewiger Sommer thront`.“
So beginnt Alfred Russel Wallace (1823-1913) den Bericht über eine Expedition, die er als 25Jähriger von 1848-1852 in Brasilien unternahm.
Seine Reise führte in den Amazonas hinauf und zu den Oberläufen des Rio Negro, Gebiete, die vor ihm noch kein europäischer Reisender besucht hatte. Er sammelt und beschreibt ausführlich die Pflanzen und Tiere, denen er begegnet. Er zeichnet vor allem die Pflanzen und fertigt Skizzen der besuchten Landschaften an. So „ganz nebenbei“ entwickelt er auf Basis seiner Beobachtungen das „Phänomen einer natürlichen Selektion als grundlegendes Prinzip des evolutiven Wandels in der Natur“ (Glaubrecht). Diese Skizze zwang schließlich Darwin, der auf seiner Expedition 20 Jahre zuvor zu ähnlichen Erkenntnissen gekommen war, zur Veröffentlichung seiner Evolutionstheorie.
Wallace hatte kein Glück beim Abschluß seiner Reise. Die Strapazen hatten ihm zugesetzt, er wurde krank und bei der Rückreise verbrannten auf dem Schiff ein Großteil der mitgebrachten Tiere, Präparate, Zeichnungen und Notizen. Sein hier vorliegender Bericht entstand sofort nach der Heimkehr auf Basis der geretteten Tagebücher und einiger Zeichnungen, die im Buch reproduziert sind.
Das ausführliche Nachwort von Matthias Glaubrecht informiert über die Entdeckung Brasilien im Jahre 1500 und die Erforschung des riesigen Landes, die erst nach 1815 begann, da Brasilien bis dahin von Ausländern nicht betreten werden durfte. Er greift einige Forschungsergebnisse von Wallace heraus (zu den Fischen, Affen und Schmetterlingen) und erklärt ihre Bedeutung bis in die heutige Zeit.
Der Bericht von Alfred Russel Wallace war auch in seinem Heimatland fast vergessen, eine deutsche Fassung lag nur in verstümmelter und schlechter Übersetzung vor. Umso verdienstvoller ist diese Edition, die uns diesen faszinierenden Bericht und seine Erkenntnisse in einer ansprechenden Ausgabe nunmehr vollständig zugänglich macht.
Klaus Küpper, BzL