Toledo, Eymard: Kayabu
Toledo, Eymard: Kayabu
Eine Geschichte aus Amazonien.
Aus dem Portugiesischen von Michael Kegler. Mit einem Nachwort der Autorin.
Basel: Baobab Books, 2024. [32] S., farbig illustriert, 22,00 €
978-3-907277-24-9
In einem Dorf am Ufer des Urubu im brasilianischen Amazonasgebiet lebt das Mädchen Naná. Eines Tages kommen dort Kayabu und seine Familie an. Sie sind mit einem selbstgebauten Kanu vor illegalen Brandrodungen aus dem Regenwald geflohen und ziehen, zusammen mit Kayabus Faultier Taquá, in einem Haus am Flussufer ein. Bald freunden sich die Kinder an und Naná lernt durch ihren neuen Freund eine ganz andere Lebensweise kennen, in der Prioritäten völlig anders gesetzt sind, als sie das aus dem Leben im Dorf bisher kennt. Geld, Besitz und Konsumverhalten verlieren an Relevanz, Bedeutung hingegen gewinnt das Gemeinschaftsbewusstsein und eine damit verbundene neue Definition von Reichtum. Mit Staunen stellt Naná fest, wie unterschiedlich sie sind, aber auch, wie viel sie von Kayabu lernen kann.
In dem für sie typischen Collagenstil verleiht Toledo ihrer Geschichte Ausdruckskraft: Sie fängt bezeichnende Eindrücke vom Dorfleben aber auch vom Alltag der Familie Kayabus ein und lässt Lebenswelten aufeinanderprallen, indem sie die Naturverbundenheit der Familie aus dem Regenwald, aber gleichzeitig auch die Umweltverschmutzung und -zerstörung zeigt, die ihren Lebensraum bedroht. Besondere Tiefe erhält das Buch dadurch, dass es von der fremden Welt Amazoniens erzählt, die umso außergewöhnlicher wirkt, weil eine selbst für ein Dorf am Amazonasufer unkonventionelle Art zu Leben in den Vordergrund rückt – die von Kayabus Familie. Der Leser erhält faszinierende Einblicke in ganz andere Lebenswelten. Die Illustrationen mit ihren vielen verschiedenen Grüntönen begeistern auf den ersten Blick und haben eine fast magnetische Anziehungskraft. Das Buch übertrifft alle vorhergehenden Bücher Toledos an Detail und Farbkraft. Auf berührend schlichte Weise lädt die Geschichte zum Umdenken ein: So einfach und anders kann das Leben sein, wenn es gelingt, den Fokus zu verändern.
Das Bilderbuch ist das vierte Buch Toledos in deutscher Sprache, alle erschienen bei Baobab Books.
Johanna Klute, Bücher zu Lateinamerika
„Am allerbesten gefallen mir die Bilder. Ich fand sie gut, weil mir aufgefallen ist, dass alles aus Papierschnipseln gebaut ist und finde es schön gemacht. Ein schönes Buch.“
Ida, 8 Jahre
[Kurz-Rez. von Harald Eggebrecht "Aus den Tiefen des Dschungels" in der SZ vom 29.11.24]
Michael Kegler wurde 1967 in Gießen geboren und hat einen Teil seiner Kindheit in Liberia und Brasilien verbracht. Er arbeitete als Buchhändler und Journalist und übersetzt seit 1992 Literatur aus dem Portugiesischen, u.a. Werke von José Eduardo Agualusa, Felipe Tadeu, João Paulo Cuenca, Michael Laub, Moacyr Scliar und Luiz Ruffato. Seit 2001 unterhält er das Internetportal nova cultura, das regelmäßig über kulturelle Ereignisse aus dem portugiesischsprachigen Raum informiert. Kegler erhielt 2014 zusammen mit Marianne Gareis den Straelener Übersetzerpreis der Kunststiftung NRW und 2016 der Hermann-Hesse-Preis zusammen mit Luiz Ruffato. Er lebt in Hofheim/Taunus.
Die Autorin:
Toledo, Eymard