Glissant, Édouard: Das magnetische Land

Die Irrfahrt der Osterinsel Rapa Nui.
In Zusammenarbeit und mit Zeichnungen von Sylie Séma.
Aus dem Französischen von Beate Thill
Heidelberg: Das Wunderhorn, 2010. Völker am Wasser. 96 S., geb., 16,80 €.
O: La terre magnétique. Les errances de Rapa Nui, l'ile de Påques.
978-3-88423-342-9
Die Osterinsel, das einsamste Eiland auf der Welt, liegt fünftausend Seemeilen von jedem Ufer entfernt im Pazifik. Wer fuhr einst dorthin, unter höchster Gefahr, mit dem Segelschiff in mörderischem Seegang, und brachte Mythen zurück und die Kunde von am Strand aufgestellten steinernen Riesen? Wer nimmt heute die Mühen eines viele Stunden dauernden Flugs auf sich, in diese Einsamkeit? Sylvie Glissant, die Frau des Autors, hat dies gewagt, und sie hat zudem die Nächte ihres Aufenthalts auf einem von den Wellen gebeutelten Segelschiff verbracht. Wir lesen die Geschichte einer zeitgenössischen Entdeckung der Osterinsel, die zunächst die abweisende Natur und eine menschliche Einöde überwinden muß. Édouard Glissant wertet die Bilder und Berichte seiner Frau aus und verfolgt altchinesische, japanische Spuren, Traumpfade, die über die Insel verlaufen. Wer wohnt heute dort? Eine dezimierte Bevölkerung, für die umgekehrt die fernen Länder zu einem virtuellen Vorstellungsraum wurden. Die Menschen auf Rapa Nui haben ihre bitteren Erfahrungen mit den Mächten aus der weiteren Nachbarschaft in hintergründiges Spiel und ironische Weisheit verwandelt. Mit ihnen erfahren wir eine neue Sicht auf unsere globalisierte Welt - ganz im Stil von Édouard Glissant. (Verlagsinformation)
Beate Thill, geb. 1952 in Baden-Baden, wuchs zweisprachig deutsch-französisch auf. Seit 1983 ist sie freischaffende literarische Übersetzerin der Sprachen Englisch und Französisch, mit dem Schwerpunkt Literatur aus Afrika und der Karibik. Daneben arbeitet sie als Dolmetscherin bei Filmfestivals, Funk und Fernsehen und verfasst Texte zur Übersetzungstheorie. Sie ist Übersetzerin von Assia Djebar (Friedenspreis 2000) und des kongolesischen Lyrikers Tchicaya U Tam´si. Sie entdeckte den Romanautor, Dichter und Kulturkritiker Edouard Glissant für den deutschen Buchmarkt und hat seine Werke übersetzt sowie eine Anthologie seiner Gedichte herausgegeben und übersetzt. Für die Übersetzung von Laferrières Roman „Das Rätsel der Rückkehr“ wurde sie 2014 mit dem Internationalen Literaturpreis vom Haus der Kulturen der Welt ausgezeichnet.
Der Autor:
Édouard Glissant wurde am 21.9.1928 in Bezaudin/Martinique geboren.
Er war Schüler von Aimé Césaire, studierte in Paris wo er zeitweise Mitarbeiter der UNESCO war.
Glissant schrieb Essays, Lyrik und Prosa und lehrte an der City University New York.
Er lebte abwechselnd in Maritinique, Paris und New York.
Viele seiner Werke (Romane, Essays und Gedichte) liegen auch in Deutsch vor (s. Bücher zu Lateinamerika 2002/03 und 2005/06).
Édouard Glissant starb am 3.2.2011 in Paris.
(Foto: © Manfred Metzner)
Titel:
[Notebook]
Das magnetische Land
Brief an Barack Obama