Infante, Manuela: Haare
Infante, Manuela: Haare
[Schauspiel] Aus dem Engischen von Felicitas Arnold.
Berlin: Suhrkamp, 2025. 97 S., kt., 18,00 €
O: 100% Peruvian-Amazonian Hair.
978-3-518-43263-1
Die Schauspielerin ist Anfang 60, als sie plötzlich büschelweise Haare verliert. Ohne Widerstand stoßen sich die Haare von ihr ab, wie tote Schlangen liegen sie schlaff in ihren Händen. Der Verfall hat eingesetzt, die Zeit, sie ist der Killer. Oder ist sie doch krank? So jedenfalls kann sie ihre Rollen im Theater nicht mehr spielen, vor allem nicht die der Medusa oder die der Königsmutter. Sie wird aus dem Theaterbetrieb entfernt. Zuhause erwartet sie nichts, kein Kind, kein Hund, keine Pflanze. Ihre Wohnung ist ein leerer Ort. Was tun mit all dem Nichts? Sie entwendet ihre Perücke aus dem Theater, lässt sie sich im Perückenladen aufpeppen – doch man kommt ihr und ihren unechten Haaren schnell auf die Schliche. Nur was wirklich echt ist, zählt. Doch was und vor allem wer steckt in dieser Echthaarperücke eigentlich drin? Mit einem ihr aufgedrängten DNA-Test beginnt ein Trip durch die Geschichte der Herkunft und Tradition der Perücke, die von Eitelkeiten, Raub, Gewalt und Macht geprägt ist.
Manuela Infante, eine der aufregendsten Theatermacher:innen Südamerikas, fragt in ihrem Theaterstück Haare danach, wie viel wir wirklich über die Verstrickungen des globalen Handels wissen wollen. Gekonnt zoomt Infante in die Realität einer kulturhistorischen Nische, die unmittelbar mit der Frage nach Schönheitsidealen, Alter und Krankheit verwoben ist. Philosophisch, bildstark und poetisch schreibt Manuela Infante einen polyphonen Monolog für ein kollektives Gewirr, das endlich die Stimme erhebt. (Verlagsinformation)
Felicitas Arnold, 1990 im Ruhrgebiet geboren, lebt und arbeitet in Köln. Sie ist Kulturwissenschaftlerin und arbeitet als Dramaturgin in den Bereichen Hörspiel, Performance und Theater. Bisher u.a. für das Ruhrtriennale Festival der Künste, das Schauspielhaus Bochum, das Burgtheater Wien, das Schauspiel Köln, das Schaudepot für die Darstellenden Künste von Herbordt/Mohren und das WDR Hörspiel. Besonders interessiert sie dabei die Arbeit an dokumentarischen und diskursbasierten sowie partizipativen performativen Formaten. Manuela Infante lernte sie 2021 als Dramaturgin der Stückentwicklung »Noise. Das Rauschen der Menge« am Schauspielhaus Bochum kennen, für die sie ebenfalls den Stücktext ins Deutsche übersetzte.
Die Autorin:
Infante, Manuela