Barros, Manoel de: Canto do Mato / Gesang des Dickichts

Gedichte aus Poesia Completa.
Portugiesisch / Deutsch. Fotografien und Übersetzung von Britta Morisse Pimentel.
Prefácio / Vorwort: Paulo de Medeiros. Epílogo / Nachwort: Walnice Nogueira Galvão.
Frankfurt/M.: TFM, 2013. 187 S., 21 x 27 cm, englbr., 29,00 €.
O. aus: Poesia Completa. 2010.
978-3-939455-10-3
Die Gedichte von Barros sind Zeugnisse der Region in der er lebt, dem Pantanal. Sie beschäftigen sich mit der dortigen Flora und Fauna; die Meditation über die Natur des Pantanal ist sein Hauptthema, schreibt Walnice Nogueira Galvão in ihrem Nachwort. „In seiner Lyrik verwandelt sich die Region in ein magisches Universum, das vom Lauf der natürlichen Elemente bestimmt wird". Paulo de Medeiros weist in seinem Vorwort auf die Bedeutung hin, die die einfachen Dinge für den Dichter haben, wie „im Müll gefundene Dosen" oder kleine Tiere wie Frösche, Eidechsen und Schnecken („Meine Leidenschaft gilt Dingen ohne Bedeutung. Sehr bedeutende Dinge vernichten mich", Barros, S. 87). Diese scheinbare „Fokussierung auf die Natur dient jedoch in erster Linie der ontologischen Frage, was es bedeutet menschlich zu sein".
Einige der sieben „Gesangstitel" vermögen vielleicht eine Ahnung vom Inhalt (und seiner Form der ungereimten und ohne Versmaß gestalteten Lyrik) vermitteln: Gesang der Erdenstille - Wissen, was die Vögel über die Winde wissen; Gesang steiniger Poesie - Wir dachten immer, der heutige Tag sei noch gestern; Gesang der Kinderjahre - Freiheit und Poesie lernen wir von den Kindern; Gesang der Gewässer - Das lyrische Wasser der Bäche gibt es nicht in der Apotheke.
In seiner Lyrik verwendet Barros, ähnlich wie Guimarães Rosa für den Sertão, neue Begriffe und neue grammatikalische Regeln. Alle Gedichte sind begleitet von den wunderbaren Fotografien von Britta Morisse Pimentel, die die Lyrik von Barros auch übersetzt hat.
Bei vielen dieser Doppelseiten von Foto und Gedicht gerät man in Versuchung, das Foto als Illustration der Gedichtzeile zu interpretieren oder umgekehrt, die Dichtung als Interpretation des Fotos zu begreifen. Aber dagegen wehrt der Dichter sich wenn er schreibt: „Wir mochten die Bilder nicht erklären, denn erklären entfremdet die Worte von der Fantasie" – und deshalb wissen die Betrachter des daneben abgebildeten Erdhaufens auch nicht, was sie dort eigentlich sehen ... (S.24/25).
Lassen Sie sich verzaubern von diesem poetischen Buch, von dem Dichter sagt: „Ich muss gestehen: Neunzig Prozent dessen, was ich schreibe, ist erfunden, nur zehn Prozent sind Lüge."
Klaus Küpper, BzL
Der Autor:

Seit 1958 lebt er zurückgezogen im Pantanal. Carlos Drummond de Andrade nannte ihn den gößten Dichter Brasiliens.
(Foto: © Britta Morisse Pimentel)