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Saccomanno, Guillermo: Der Angestellte

Saccomanno AngestelleSaccomanno, Guillermo: Der Angestellte
Roman. Aus dem Spanischen von Svenja Becker.
Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2014. 190 S., geb., 18,99 €.
O: El oficinista.
2010.
978-3-462-04598-7

Ein Großraumbüro, flatternde Fledermäuse, kreisende Kampfhubschrauber, fiepsende Ratten und mittendrin: der Angestellte. Er ist der letzte im Büro. Er fährt seinen Computer herunter, sortiert penibel seine Arbeitsutensilien für den nächsten Tag und verlässt das Büro.
Schon auf den ersten Seiten des kurzen Romans zieht Saccomanno die Leser in seinen Bann. Da ist zunächst die albtraumhafte Atmosphäre durch die immer wieder auftauchenden Kampfhubschrauber, die Explosionen in der Ferne und der Lärm der Militärfahrzeuge: der zeitliche Rahmen, Buenos Aires zur Zeit der Militärdiktatur, scheint damit bereits abgesteckt. Attentate, Anschläge, streundende Klonhunde „ereignen sich" im Fortgang des Romans, ohne das ein Bezug zu den agierenden Personen hergestellt wird. Das agierenden Personal hat keine Namen: der Protagonist ist der „Angestellte", der seine Gehbehinderung zu kaschieren versucht, sein Chef ist der „Chef", seine Sekretärin die „Junge", der Kollege der „Kollege" und dessen Freundin die „Kleine", seine herrschsüchtige Frau die „Frau" und die Kinder des Angestellten sind die gehasste „Brut".
Saccomanno zeichnet den „Angestellten" als lächerliche und zugleich tragische Figur, als Schwächling in der Welt des Kampfes aller gegen alle. Er verliebt sich in die „Junge", die aber schon die Geliebte des „Chefs" ist und glaubt sie vor ihm beschützen zu müssen. In seiner Phantasiewelt überlegt er schon, wie er die „Frau" und die „Brut" loswerden kann. Mit den gefälschten Schecks seines „Chefs" will er mit der „Jungen" ein neues Leben in Mexiko beginnen ...
Das alles wird in kurzen Sätzen gekonnt und in nur wenige Seiten langen Kapiteln atemlos und spannend erzählt. Am Schluss aber bleibt der Eindruck zurück, als habe der Autor zu viele Versatzstücke aus gesellschaftkritischer Sience Fiktion und Psychokrimi verwendet. Dennoch: eine lohnende Lektüre und für den deutschen Sprachraum gibt es eine neue und interessante Stimme aus Argentinien zu entdecken.
Klaus Küpper, BzL

Die Übersetzerin Svenja Becker lebt und arbeitet in Saarbrücken. Sie ist freiberufliche Übersetzerin aus dem Spanischen und hat außer den letzten Romanen von Isabel Allende u. a. Texte von Gabriel García Márquez, Carla Guelfenbein, Hernán Rivera Letelier, Fernando Vallejo und Juan Carlos Onetti übersetzt.

Der Autor:

Saccomano hfGuillermo Saccomanno wurde 1948 in Buenos Aires geboren.
Er arbeitete zunächst in der Werbung, gehörte dann zu den renommiertesten Comicautoren bevor er als Journalist für Zeitungen und Zeitschriften arbeitete.
Er zählt heute zu den bedeutendsten Schriftstellern Argentiniens. Sein Werk, das bis heute vier Bände mit Erzählungen und sieben Romane umfaßt, wurde unter anderem mit dem Premio Nacional de Literatura ausgezeichnet; 2010 erhielt er für seinen 2014 ins Deutsche übersetzten Roman "Der Angestellte" den Premio Biblioteca Breve.
(Q: Verlag u. a.)
(Foto: © Carolina Marcucci)

Titel:

Der Angestellte