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Caparrós, Martín: Wir haben uns geirrt

Caparros geirrtCaparrós, Martín: Wir haben uns geirrt
Aus dem Spanischen von Sabine Giersberg
Berlin: Berlin Verlag, 2010. 332 S., geb., 24,00 €
O: A quien corresponda.
978-3-8270-0839-8

Der Roman spielt im heutigen Argentinien. Der Ich-Erzähler Carlos, ein ehemaliger militanter Gegner der Militärdiktatur, trifft sich mit seinem Freund und alten Mitkämpfer Juanjo, der mittlerweile Minister geworden ist. Vergeblich versucht dieser, Carlos für die Mitarbeit in der Regierung zu gewinnen. „Sei doch nicht blöd, Colo. Alle sind dabei, komm, schließ dich uns an. Es ist wie damals, nur ruhiger, und man kann etwas bewegen." Doch Carlos läßt sich nicht umstimmen. Für ihn ist der Kampf um eine bessere Gesellschaft endgültig gescheitert und seine Generation hat diese große Niederlage zu verantworten. In langen Dialogen mit seiner 1977 verschwundenen und wahrscheinlich ermordeten schwangeren Freundin Estela versucht er sich weiter über die damaligen Ereignisse und den Sinn linker Utopien klarzuwerden. Seine Wut auf die vielen damaligen Täter, die sich im heutigen Argentinien wieder ohne Skrupel eingerichtet haben, verwandelt sich in den immer dringender werden Wunsch nach Rache. Bei seinen Nachforschungen nach dem Schicksal seiner Frau stößt er auf den Militär-Kaplan Augusto Fiorello, der damals die Sache der Mörder unterstützte indem er ihnen seelischen Beistand gewährte.
Das blutige Finale dieses bitterbösen Romans erinnert in allen Einzelheiten an die brutalen Geschehnisse der Vergangenheit: die heutigen Verantwortlichen haben gut gelernt, ihre Vorgehensweisen ähneln in fataler Weise den Praktiken der Militärdiktatur.
Ein provokanter Roman, der unter die Haut geht und mit seinen vielschichtigen und ketzerischen Reflexionen nicht nur für Argentinien von hoher Aktualität ist.
Klaus Küpper, BzL

Der Autor:

Martín Caparrós wurde 1957 in Buenos Aires geboren. Er ging 1976 nach dem Putsch der Militärs ins Exil, studierte in Paris an der Sorbonne Geschichte, lebte in Madrid und New York, leitete Literaturzeitungen, übersetzte Voltaire, Shakespeare und Quevedo. 1992 erhielt er den Premio Rey de España, 1994 ein Guggenheim-Stipendium und 2004 den Premio Planeta Latinoamérica für seinen Roman Valfierno, der 2006 in deutscher Übersetzung erschien. Auf Deutsch erschien zuletzt der Reportageband „Der Hunger“ (2015). Den Hintergrund des Romans „Väterland“ hat der studierte Historiker präzise recherchiert. Er zählt zu den führenden Intellektuellen der spanischsprachigen Welt. Caparrós lebt, wenn er nicht gerade auf Reisen ist, in Buenos Aires und Madrid.

Titel:
Der Hunger
Wir haben uns geirrt
Die Ewigen

Väterland