Bolte, Rike; Klengel, Susanne (Hg.): Sondierungen

Lateinamerikanische Literaturen im 21. Jahrhundert.
Frankfurt/M.: Vervuert, 2013. Bibliotheca Ibero-Americana ; 155. 277 S., br., 36.00 €.
978-3-95487316-6
In dreizehn Einzelstudien werden die gegenwärtigen Strömungen und Motivfelder der lateinamerikanischen Literaturen untersucht und unter Beachtung ihrer historischen und aktuellen Wirklichkeiten analysiert.
Die Literaturen Lateinamerikas bilden heute ein weites Terrain unterschiedlicher Stimmen und Schreibweisen, die schon lange magischem Realismus und Exotik abgeschworen haben. In der neuen erzählerischen Vielfalt finden sich postdiktatorische Memoria-Texte, Poetiken des Ver/rückten, Kartografien ungewöhnlicher Handlungsräume, Evokationen marginaler Raumerfahrung und weitere Perspektiven. Immer wieder geht es um Text- und Wort-Materialität und die Anfälligkeit von Körper- und Dingwelt. Dabei berühren sich experimentelle Formen mit der zum literarischen Gegenstand gewordenen (Literatur-)Theorie. Medial und neobarock, öko- und gesellschaftskritisch, "konservativ" und innovativ, emphatisch und unterkühlt ist die aktuelle Prosa des Kontinents: Sie schreibt sich auf diese Weise dezidiert in die global literature des 21. Jahrhunderts ein. Die dreizehn Einzelstudien des Bandes und ein Interview geben eine erste Orientierung für die Sondierung dieses neuen Terrains.
(Verlagsinformation)
Im Rahmen der oben skizzierten thematischen Schwerpunkte werden auch einige Werke behandelt, die bereits in deutscher Übersetzung vorliegen. Dazu gehören "Chilenisches Nachtstück" von Roberto Bolaño, "Die Teufelspferdchen" von Tomás González und "First Dog" von Luis Rafael Sánchez. Zu den im deutschen Sprachraum vertretenen Autorinnen und Autoren, die in der Aufsatzsammlung vertreten sind, gehören außerdem Mario Bellatin, Antonio José Ponte, Raphael Confiant und Lucia Puenzo.
Inhalt:
Rike Bolte / Susanne Klengel: Vom Topos zum Terrain. Einleitung
Michi Strausfeld: Die lateinamerikanische Literatur auf dem Weg ins 21. Jahrhundert
Ingrid Simson: Roberto Bolaños Version von Erinnerung: Schweigen, Ironie und emotionale Leere in Nocturno de Chile
Susanne Klengel: 'Untiefe' als Denkfigur in Guadalupe Netteis Roman El huésped
Rike Bolte: Befallener Text. Neobarocke Ökokritik in Fruta podrida von Lina Meruane
Alexandra Ortiz Wallner: Konzise Texte, verstümmelte Figuren oder Gewalt als Prätext der Literatur: Die Kurzgeschichten von Claudia Hernández
Georg Wink: Bricolage, Feminismus oder Neobarock? Dedo negro com unha von Daniel Pellizzari
Berit Callsen: Standbilder, Stillleben und 'short cuts': Aspekte trug- und körperbildlichen Schreibens bei Mario Bellatin
Stephanie Fleischmann: Emotionales Aussteigen: Tomas Gonzalez' Los caballitos del diablo und die diabolische Abschottung der Sensibilität
Ida Danciu: Unheimliche Krisen: karnevalesk-groteskes und phantastisches Schreiben in Contrabando de sombras von Antonio José Ponte
Christiane Quandt: Fragmentarisches Erzählen, zerstückelte Erinnerung und hybride Identitäten in Ricardo Chávez-Castañedas La conspiración idiota
Gesine Müller: Raphael Confiant: Adèle et la pacotilleuse als Modell karibischer Theorieproduktion
Jenny Haase: Von der Lust am Anderen. Bewegung, Übersetzung und Begehren in Andrés Neumans El viajero del siglo
Marco Thomas Bosshard: 'El soliloquio de los perros' oder: Der Hund als Erzähler in den Romanen von Luis Rafael Sánchez und Lucia Puenzo
Komplizenschaften und Komplexitäten. Lina Meruane über die Gegenwarten lateinamerikanischen Schreibens - Interview von Rike Bolte
Verzeichnis der Autorinnen und Autoren
Rike Bolte ist Literaturwissenschaftlerin am Institut für Romanistik und Latinistik der Universität Osnabrück sowie Übersetzerin und Leiterin des lateinamerikanischen Poesiefesstivals Latinale (Berlin).
Susanne Klengel ist Professorin für Literaturen und Kulturen Lateinamerikas am Lateinamerika-Institut der FU Berlin.
Susanne Klengel ist Professorin für Literaturen und Kulturen Lateinamerikas am Lateinamerika-Institut der FU Berlin.