Korintenberg, Bettina: Handlungsraum Museum
Korintenberg, Bettina: Handlungsraum Museum
Literarische Transformationen aus dem lateinamerikanischen Raum.
Berlin: Kulturverlag Kadmos, 2022. 233 S., englbr., 29,80 €.
978-3-86599-447-9
Museen sind machtvolle Instrumente kollektiver Bedeutungsbildung und in ihrer historischen Genese aufs Engste mit dem gesellschaftlichen Imaginären verbunden. Die lateinamerikanischen Erzähltexte, die in diesem Band verhandelt werden, bilden zum Museum in seiner westeuropäisch konnotierten Entstehungsgeschichte eine postkoloniale Konstellation. Innerhalb dieses Spannungsfeldes kommt es in den literarischen Transformationen des Museums zum Bruch mit kulturell tradierten Vorstellungs- und Handlungsmustern. Dynamische Prozesse der Bedeutungsbildung, die sich im Museum zwischen Raum, Artefakten und Rezipierenden abspielen, geraten in den Blick und profilieren das Museum als gesellschaftlich brisanten und relevanten Imaginations- und Diskursraum. In der Überführung von immer bereits durch ein kulturelles Imaginäres geformten Museumsräumen in liminale, widerständige und strukturell durchbrochene Texträume scheinen Potentiale des Museums in Zeiten gesellschaftlicher Neuordnung auf. Die besprochenen Texte aus den 1960er bis 1990er-Jahren schreiben sich in die aktuellen Debatten um Museen und deren Zukunft in der Reflexion ihrer kolonialen Vergangenheiten ein und erweitern sie in transdisziplinärer Perspektive über das Wechselverhältnis von Text, Museum und Gesellschaft.
Bettina Korintenberg ist promovierte Kulturwissenschaftlerin und Kuratorin. Seit 2021 leitet sie die ifa-Galerien. Von 2016-20 war sie Kuratorin am Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe. Im Fokus ihrer kuratorischen und wissenschaftlichen Praxis steht ein kritisches Befragen der digitalen und globalen Medienökologien sowie westlich geprägter Paradigmen der Moderne vor dem Hintergrund gegenwärtiger gesellschaftlicher und ökologischer Transformationen. Ihr besonderes Interesse liegt in der Auseinandersetzung mit Raum-Zeit-Konfigurationen und gemeinschaftlichen Prozessen. Neben ihrer kuratorischen Tätigkeit in Institutionen und freien Projekten ist sie Autorin diverser Texte in Katalogen und wissenschaftlichen Publikationen. Sie lebt und arbeitet in Stuttgart und Berlin.
(Verlagsinformationen)
Erst das Inhaltsverzeichnis verrät den neugierig gewordenen Leserinnen und Lesern, welche literarischen Texte bei dieser Untersuchung denn eigentlich Gegenstand waren. Es handelt sich um
Manuel Mujica Láinez: Un novelista en el Museo del Prado von 1984, Cristina Peri Rossi: Los museos abandonados von 1969 und Ricardo Piglia: La ciudad ausente (1992) [dt. Die abwesende Stadt. Köln 1994]. Die Texte von Mujica Láinez und Peri Rossi sind bisher nicht übersetzt worden.
Klaus Küpper, BzL