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[Mexiko] Huffschmid, Anne: Mexiko – das Land und die Freiheit

Huffschmidt Mexiko FreiheitHuffschmid, Anne: Mexiko – das Land und die Freiheit
Zürich: rotpunktverlag, 2010. 288 S., englbr., farb. Bildteil, 26,00 €.
978-3-85869-427-0

„Mexiko als Schöpfung zu begreifen, nicht als Essenz" sei das Ziel dieses Buch, so formuliert die Autorin auf den ersten Seiten und will gar nicht erst versuchen, das Land in einer wie auch immer gearteten Gesamtheit abzubilden. Das ist ausgesprochen klug, denn der Anspruch, all den vielfältigen Facetten dieses Landes gerecht zu werden, wäre in der Tat monumental. Stattdessen setzt Huffschmid Schwerpunkte, „Schlaglichter", wie sie sagt, um einige Einblicke in das Mexiko des 21. Jahrhunderts zu gewähren. Die Auswahl dieser Schwerpunkte, die insgesamt sechs Kapitel ausmachen, ist zum Teil einigermaßen voraussagbar: Anlässlich der 2010 begangenen Zweihundertjahrfeier des Beginns der Unabhängigkeitsbewegung und der Hundertjahrfeier der mexikanischen Revolution werden zunächst Geschichte und Geschichtspolitik beleuchtet. Darauf folgt ein Abschnitt zur indigenen Zivilgesellschaft und weitere Kapitel zu den Themen Geschlechterbeziehungen und politische Macht sowie Drogenmafia und Gewalt. Doch gelingt es der Verfasserin trotzdem, bei der Behandlung dieser wohlbekannten Themenbereiche auch neue Akzente zu setzen, etwa wenn sie im Kapitel zur indigenen Zivilgesellschaft vor allem die indigene Basisdemokratie in Oaxaca und die Stellung der Frauen in diesem System in den Blick nimmt, anstatt nur über die zapatistische Bewegung in Chiapas zu berichten. Auch der Abschnitt zu einer Gruppe von Maya-Fotografinnen und Fotografen, aus deren Werken eine kleine Auswahl in einer Bildstrecke abgedruckt wurde, fällt positiv auf. Ergänzt werden die bereits genannten Schwerpunkte durch ein Kapitel zum Alltag in der Megacity Mexiko-Stadt, der wiederum in einer Fotostrecke dokumentiert wird, sowie durch einen Abschnitt mit Porträts von sogenannten „Grenzgängern". Dabei präsentiert Huffschmid biografische Skizzen von Künstlerpersönlichkeiten, denen gemeinsam ist, dass sie die gängigen Stereotypen der „Mexicanidad" durchbrechen. Den Band schließt als Handreichung eine kleine Chronologie der politischen Geschichte Mexikos ab.
Die Autorin schreibt verständlich und gut lesbar. Ihre journalistische Erfahrung ist deutlich spürbar, so bilden etwa stets konkrete Menschen und Situationen die Ausgangspunkte, um Hintergründe und Problematiken umfassender darzustellen. Insgesamt ist das Buch sowohl für „Mexikoneulinge" als auch für Landeskundige mit Gewinn zu lesen; die gelegentlich ärgerlichen Druckfehler verzeiht man schnell.
Ulrike Bock, BzL