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[Mexiko] Erazo Heufelder, Jeanette: Drogenkorridor Mexiko

Erazo Heufelder DrogenkorridorErazo Heufelder, Jeanette: Drogenkorridor Mexiko
Eine Reportage
Berlin: Transit, 2011. 240 S., geb., 19,80 €.
978-3-88747-259-7

Drogenkrieg und Gewaltexzesse – Schlagworte, die früher für Kolumbien standen, sind inzwischen fast zu Synonymen für Nachrichten aus Mexiko geworden, seit der amtierende mexikanische Präsident Felipe Calderón Ende 2006 der Drogenmafia den Krieg erklärte. Seitdem gehören in weiten Teilen des Landes bewaffnete Auseinandersetzungen, Morde, Bedrohungen, Entführungen und Erpressungen zum Tagesgeschehen. Doch in dem vorliegenden Buch geht es Jeanette Erazo Heufelder nicht nur darum, diese bekannten Phänomene zu dokumentieren und ihre Bedeutung für das Alltagsleben der Menschen in den betroffenen Gegenden dazustellen. Der Autorin ist es außerdem ein Anliegen, die Hintergründe der Konflikte und ihre komplexen Verflechtungen zu den gesellschaftlichen Problemen Mexikos aufzuzeigen. Dazu hat sich Erazo Heufelder auf eine Reportagereise durch den Norden des Landes begeben, genauer: durch den titelgebenden "Drogenkorridor" im Hinterland zwischen Culiacán, Hauptstadt des Bundesstaates Sinaloa und der berüchtigten Grenzstadt Ciudad Juárez in Chihuahua. Die Gliederung des Buches bildet die Stationen dieser Reise ab und stellt dabei gleichzeitig verschiedene Aspekte der Lebensrealität in dieser Region in den Vordergrund. So gelingt es, über die Schockwirkung der bekannten Anekdoten aus Massakern, alltäglichen Toten und der Omnipräsenz der Narcokultur hinaus Themen wie die Vertreibung der indigenen Raramuri-Bevölkerung, die spezielle Position von Mennoniten- und Mormonengemeinden und die gezielte Marginalisierung der Unterschichten zu behandeln. In den Porträts ihrer Gesprächspartnerinnen und –partner werden aber auch immer wieder Beispiele mutiger Menschen gezeigt, die sich mit den gegenwärtigen Verhältnissen nicht abgefunden haben und, oft unter dem Einsatz ihres Lebens, gegen die Durchsetzung der Gesellschaft mit der Drogengewalt kämpfen. Das Buch ist gut lesbar geschrieben; es ist eine gleichzeitig spannende und erschreckende Lektüre, die ohne Effekthascherei Einblicke in die Situation im Norden Mexikos gibt.
Ulrike Bock, BzL