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Birle, Peter (Hrsg.): Lateinamerika im Wandel

Birle LA WandelBirle, Peter (Hrsg.): Lateinamerika im Wandel
Baden Baden: Nomos, 2010. 247 S., br., 39,90 €.
978-3-8329-3999-1

Die Beiträge der Politikwissenschaftler, die der Leiter der Forschungsabteilung des Ibero-Amerikanischen Instituts in diesem Sammelband zusammengestellt hat, befassen sich mit den ökonomischen, sozialen und politischen Veränderungen, die in den letzten dreißig Jahren in Lateinamerika zu beobachten waren.
Dabei richtet sich der Schwerpunkt Untersuchungen einmal auf thematischen länderübergreifende Prozesse und zum anderen auf ausgewählte Länder, in denen die Umbrüche von grundlegender Bedeutung waren und sind.
Peter Thiery untersucht in seinem Aufsatz die Perspektiven der Demokratie in Lateinamerika und kommt zu dem Schluss, dass sich der Kontinent mit einigem Optimismus betrachtet, „nicht nur im Umbruch, sondern vielleicht sogar im Aufbruch befindet." Diese Einschätzung beruht vor allem auf der Tatsache, dass fast alle Länder in den Jahren 1978 bis 1990 zur formalen Demokratie zurückgekehrt sind. Thiery differenziert im Fortgang seiner Untersuchung sehr genau die unterschiedlichen Formen dieser „Rückkehr", die er in Zusammenhang stellt zu sozialen und ökonomischen Strukturproblemen und den politischen Repräsentationsmustern. Ergänzt wird das Thema mit dem Aufsatz von Markus-Michael Müller, der über den Zusammenhang zwischen Dezentralisierungstendenzen und demokratiefördernden Prozessen am Beispiel von Erfahrungen aus Mexiko referiert. Auch Klaus Bodemer greift in seiner Untersuchtung die Tendenz zur „Dekonzentration" auf, die auf ökonomischem Gebiet gleichzeitig mit dem Prozess der Globalisierung zu beobachten ist. Er spricht von einer (Wieder-)Entdeckung des „Lokalen", deren Organisationsform besser in der Lage ist, „auf die unbefriedigten Bedürfnisse der Bürger zu antworten, die noch jungen Demokratien zu stärken und insgesamt staatliches Handeln näher an die Gesellschaft heranzurücken."
Hartmut Sangmeister fragt nach den Möglichkeiten, die die lateinamerikanischen Staaten in Bezug auf die globale wirtschaftliche Entwicklungen im 21. Jahrhundert haben und warnt vor den irreversiblen Schäden für die Umwelt, wenn dabei eine Wachstumsstrategie ausschließlich auf die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen setzt.
Peter Birle untersucht die regionale Zusammenarbeit zwischen einzelnen Staaten, die er vorerst nur auf ökonomischen und kulturellen Gebieten sieht, während Zusammenschlüsse, die nationale Entscheidungsprozesse auf ein übergeordnetes Zentrum übertragen, (noch) nicht existieren.
Zu den ausgewählten Ländern, die in Bezug auf ihre jüngste Entwicklung betrachtet werden, gehören Brasilien (unter der Regierung von Präsident Lula seit 2002), Mexiko (unter Fox, 2000 – 2006), Chile (unter Bachelet, 2006 – 2010), Bolivien (1982 – 2005, und unter Morales seit 2005) und Venezuela (unter Chávez seit 1998)., Mexiko, Chile, Bolivien und Venezuela.
Wer eine gründliche Information über die Entwicklung Lateinamerikas in jüngster Zeit erhalten will, nicht zuletzt um die aktuellen Prozesse zu verstehen, der greife zu diesem Band.
Klaus Küpper, BzL