Che Guevara, Ernesto: Der afrikanische Traum
Che Guevara, Ernesto: Der afrikanische Traum
Das wieder aufgefundene Tagebuch vom revolutionären Kampf im Kongo.
Aus dem Span. von Joachim Hartstein.
Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2021 (entgegen der ursprünglichen Ankündigung (7.10.21) keine Neuauflage).
O: Pasajes de la guerra revolucionaria: Congo.
978-3-462-02899-7
Man darf sicherlich von einem Werk nicht mehr erwarten, als seine Gattung anzubieten hat. Hier handelt es sich dem Titel nach um ein Tagebuch und das nur in der deutschen Ausgabe. Der Originaltitel Pasajes de la guerra revolucionaria: Congo (etwa: Aufzeichnung aus dem Befreiungskrieg im Kongo) ist, wie all zu oft, zutreffender. Der Text enthält tatsächlich eine kurze, minimalistische Momentaufnahme eines Kämpfers auf unbekanntem Territorium. Im Gegensatz zu den Aufzeichnungen aus dem kubanischen Befreiungskrieg (1963, dt. 1969) wird der Leser hier mit der Bitterkeit eines verlorenen Traumes konfrontiert. Zwischen beiden Büchern sind nun drei Jahre vergangen, der Held aber schreibt schonungslos: „Dies ist die Geschichte eines Scheiterns“. So fängt der Text an. Von Fieber befallen, inmitten einer unwirtlichen Natur, mit einer Truppe aus alkoholisierten und von Geschlechtskrankheiten geplagten Männern, schreibt Guevara weiter: „Die Angehörigen der Volksbefreiungsarmee benahmen sich wie Schmarotzer“. Noch dazu erhält Guevara mitten im Kampfgeschehen Nachricht vom Tod seiner Mutter im entfernten Buenos Aires. Vermutlich bekommt der Mythos „Ché“ einen Kratzer durch diesen Bericht voller Niederlagen. Der Mensch Guevara erscheint aber unter allzu menschlichem Licht, was man von der Mehrheit der Verantwortlichen der kubanischen Revolution bis heute nicht behaupten kann.
(D.G.S., Bücher zu Lateinamerika 2000)