[Peru] Fokken, Ulrike: Gebrauchsanweisung für Peru

München/Berlin: Piper, 2015. 223 S. m. einer Karte, br., 14,99 €.
978-3-492-27658-0
Aus welchem Grunde auch immer die Neugierde auf Peru geweckt sein mag und die Reise vielleicht schon geplant ist – auf diese spannend geschriebene Einführung in die Kultur und Landschaft des Landes sollten Sie nicht verzichten.
Ulrike Fokken kennt sich aus und berichtet sehr anschaulich von ihren vielen Begegnungen mit anderen Reisenden und Bewohnern dieses vielfältigen Landes. Dabei räumt sie mit vielen überkommenen romantischen und vom magischen Realismus beeinflussten Klischees auf, die vielleicht noch manchen Reisewunsch bestimmt haben mögen: „Macondo hat heute Internetanschluss, die Schamanen telefonieren mit dem Smartphone, Indígena-Frauen posten auf Facebook“. Und in Macchu Picchu leben auch keine Lamas, auch wenn die Fotos der Hochglanzprospekte (und das Titelbild) das suggerieren.
Das Buch bietet eine kurze Einführung die Geschichte des Landes, in die Zeit vor der Eroberung und Ausplünderung durch die Conquista, die Kultur der Inka und ihrer Vorläufer. Es berichtet vom Terror des Sendero Luminoso wie von den Verbrechen während der Militärdiktatur. Die Autorin begleitet die Bergwanderer und Kletterer in Sechstausender der Anden und steigt hinab zu den Goldsuchern an den Amazonasquellflüssen im peruanisch-brasilianischen Grenzgebiet. Ein großes Kapitel ist dem Leben in Hauptstadt Lima gewidmet, die sich binnen kurzer Zeit in eine ständig weiter wachsende Mega-City mit 43 Stadtteilen und fast 10 Mio. Einwohnern entwickelt hat. So unterschiedlich wie das Land von der Pazifikküste über die Anden bis zum Amazonas, so unterschiedlich ist das Leben der Bewohner und ihre gesellschaftliche Organisationen. Wenn in den Städten der Machismo mit allen seinen Ausdruckformen dominiert, so herrscht auf dem Lande bei den Indígenas das Matriachat. Ein Matriarchat allerdings, das nicht „Patriarchat der Frauen“ ist, sondern eine auf „Konsens ausgerichete Form des Zusammenlebens“. Alle haben die gleichen Rechte und Entscheidungen in den Dorfgemeinschaften werden erst nach mitunter langen Gesprächen getroffen (und ohne polizeiliche oder richterliche Gewalt umgesetzt).
Viele nützliche Informationen für die Reisenden werden in der „Gebrauchsanweisung“ sozusagen nebenbei erwähnt (z.B. wie man reist, die hora peruana, das ist die peruanische "Pünktlichkeit" und das ihr zugrundeliegende Zeitverständnis, Redensarten und Sprachgewohnheiten), anderes ist ausführlich beschrieben – wie die Probleme um die Einrichtung des großen Nationalparks Manú, der verbotene und der erlaubt Anbau von Coca (Peru ist mittlerweile der größte Lieferant der Cocapaste für die Kokainproduktion). Natürlich steht auch ein Besuch in Cusco und Arequipa auf dem Programm.
Ein empfehlenswerter und unverzichtbarer Reisebegleiter!
Klaus Küpper, BzL
Ulrike Fokken, 1964 geboren, hat Amerikanische Kultur- und Literaturgeschichte sowie Spanisch studiert. Sie arbeitete als Parlamentskorrespondentin für den Berliner Tagesspiegel und als Redakteurin für die taz. Von ihr erschienen Bücher zu Wirtschafts- und Umweltthemen sowie über Spanien. Zuletzt veröffentlichte die ausgebildete Wildnispädagogin den Band »Wildnis wagen! Warum Natur glücklich macht«. 2012 und 2014 verbrachte sie mehrere Monate in Peru.