Cardoza y Aragón, Luis: Mahlstrom
Cardoza y Aragón, Luis: Mahlstrom
Teleskopierte Filme.
Aus dem Spanischen von Magnus Chrapkowski.
Wuppertal: Arco, Erscheinen unbestimmt.
O: Maelstrom. 1926.
978-3-96587-012-3
In den zwanziger Jahren ist Paris ein Mahlstrom, der Dichter und Künstler aller Kontinente mit sich reißt – unter ihnen Luis Cardoza: »Ich wollte singen, ich wollte tanzen, ich wollte leben, ich wollte in Äpfel beißen.« Das einzig Vernünftige ist, verrückt zu werden: Man bewegt sich mit Josephine Baker im frenetischen Jazzrhythmus, die Frauen bringen schon kubistische Babys zur Welt, und in den Kinos verwischen die Grenzen zwischen Traum, Fiktion und Leben.
Der Kurzroman „Mahlstrom“ (1926) präsentiert sich als eine von Cardoza kommentierte Anthologie des verstorbenen Freundes Keemby, doch werden die literarisch-autobiographischen »Filme« der beiden Autoren überblendet. Keemby ist ein »Cocktail«, bei dem »ein wenig Giraffe, ein wenig Christus, Hamlet, Achterbahn, Grock, Turm, Blaubart, Peer Gynt etc. etc.« in den Mixbecher kam. Mit Mazda, seiner ehemaligen Muse – »geschmeidig, beweglich, schwerelos, schön und großgewachsen, Brieföffner, … Ausrufezeichen, Eiffelfrau mit Beinen bis zu den Schultern, Zirkel« –, und dem stürmisch geliebten Paysage, einem jungen Hermaphroditen, entspinnt sich eine Geschichte voller Wollust und Poesie. Mit „Mahlstrom“ veröffentlichte Cardoza nicht nur einen Paris-Roman, der Aragons Paysan de Paris und Bretons Nadja vorwegnimmt, sondern auch einen der lebendigsten und ergreifendsten Werke der Avantgarde überhaupt. (Verlagsinformation)
Der Autor:
Cardoza y Aragón, Luis
Luis Cardoza y Aragón, geboren am 21.6.1901 in Antigua/Guatemala, war neben Miguel Ángel Asturias der bedeutendste Schriftsteller Guatemalas; er verbrachte den größten Teil der 20er Jahre in Paris. Dort beschäftigte er sich mit Rimbaud, Lautréamont, Laforgue, Picasso, Freud, Joyce, Strawinsky, Einstein und Johnnie Walker, lernte César Vallejo, Alfonso Reyes, Huidobro, Guillermo de Torre, César Moro, Gómez de la Serna, Alejo Carpentier und Miguel der Unamuno kennen, war befreundet mit André Breton und war Stammgast in den Buchhandlungen von Adrienne Monnier und Sylvia Beach. Er lernte auch den guatemaltekischen Schriftstellerkollegen Miguel Ángel Asturias kennen, über den er später ein Buch veröffentlichte, das ihre gemeinsame Zeit in Paris in den 1920er und 1930er Jahren zum Thema hatte. Die prägendste ästhetische Erfahrung dieser Jahre war die surrealistische Revolution.
Sein Frühwerk umfaßt u.a. den Gedichtband Luna Park (1924) sowie die Prosawerke Maelstrom (1926), Pequeña sinfonía del Nuevo Mundo (1929-1932, ersch. 1948) und Torre de Babel (1930).
Luis Cardoza y Aragón war unter der guatemaltekischen Regierung von Lázaro Chacón kurze Zeit Generalkonsul in New York City, verließ den Job und sein Land aufgrund der diktatorischen Herrschaft des neuen Präsidenten Jorge Ubico und ging ins Exil nach Mexiko, wo er Mitglied der Liga de Escritores y Artistas Revolucionarios (LEAR) wurde, einer Künstler- und Intellektuellengruppe, die damals erheblichen Einfluss auf das künstlerische, kulturelle und politische Leben Mexikos hatte. Nach dem Sturz der Militärdiktatur von General Jorge Ubico in Guatemala 1944 wurde er in die verfassungsgebende Versammlung gewählt und übte in der Folgezeit mehrere diplomatische Ämter in Europa und Südamerika aus. Politische Unruhen und der darauffolgende Bürgerkrieg in Guatemala führten dazu, dass er erneut aus seinem Land floh und 1955 endgültig nach Mexiko zurückkehrte, wo er seinen Lebensunterhalt für die Zeitung El Nacional verdiente. Dort wurde er mit Malern wie David Alfaro Siqueiros und Diego Rivera sowie mit Mitgliedern der Schriftstellergruppe Contemporáneos in Verbindung gebracht. Er galt als einer der besten Kunstkritiker Mexikos. Sein Werk México: pintura de hoy erschien in deutscher Übersetzung 1965 in Prag.
Luis Cardoza y Aragón verstarb am 4.9.1992 in Mexiko-Stadt.
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