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Andruetto, María Teresa / Trach, Martina: Clara und der Mann im großen Haus

Andruetto ClaraAndruetto, María Teresa / Trach, Martina: Clara und der Mann im großen Haus
Ein Bilderbuch aus Argentinien. Illustriert von Matina Trach.
Mit einem Nachwort der Autorin. 
Aus dem Spanischen von Jochen Weber.
Basel: Baobab Books, 2019. [48] S., durchgehend farbig illustriert, 18 cm x 30 cm, geb.,19,00 €.
O: Clara y el hombre en la ventana. Buenos Aires 2018.
978-3-905804-97-3
 
Ein gelber Buchdeckel gibt den Blick frei auf filigrane Illustrationen, die ihren Betrachter lupenartig in diese auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte eintauchen lassen. Seite für Seite wird der Leser näher herein gebeten: zunächst in den Landstrich, dann in das Dorf in der argentinischen Pampa und schließlich in ein kleines Haus und das Leben seiner Bewohner, darunter Clara und ihre Mutter, eine Wäscherin. Mit wenigen Worten und großflächigen Bildern erzählt das Buch, wie Clara Juan kennen lernt, der in einem großen, abseits gelegenen Haus wohnt, und dem Clara regelmäßig frisch gewaschene Wäsche bringt.
Der Leser erlebt das Entstehen einer Freundschaft mit, die sich aus dem Zusammenwachsen zweier kontrastierender Welten entwickelt: Während Claras Leben von einem aktiven, bodenständigen Alltag geprägt ist, repräsentiert Juan eine Clara unbekannte Lebensweise: Ein Blick in sein Haus zeigt die Unmengen von Büchern, mit denen Juan seine Zeit verbringt und geben Einblick in sein zurückgezogenes Dasein, das sich ganz und gar innen abspielt. Wunderschön dargestellt wird die vorsichtige Annäherung der beiden. Claras Weg zu Juans Haus erscheint zunächst weit und im Vergleich zu dem stattlichen Gebäude wirkt Clara winzig. Ihre Welt wiederum wird leuchtend und voller Farben dargestellt, wohingegen sich die Zeichnungen von Juan, anfänglich nicht mehr als ein durchsichtiger Umriss, kaum vom Hintergrund abheben. Langsam verringert sich die Distanz zwischen beiden, als Clara Juans Welt der Bücher betritt, die zu einer phantastischen Bereicherung ihres Lebens wird, während Juan durch Clara wieder Kontakt zu einer Außenwelt aufnimmt, von der er sich vollständig distanziert hatte. Je besser sich die beiden kennenlernen, desto mehr Farbe gewinnt Juan, der erst auf der letzten Buchseite seine Transparenz vollständig verliert. Entsprechend wird die lesende Clara transparenter dargestellt.
Von Juan lernt Clara, was es bedeutet, Mut zu haben: „Courage ist der Mut, so zu leben, wie man möchte, und das zu leben, woran man glaubt“ so erklärt ihr Juan. Der Auseinandersetzung mit den eigenen Ängsten aus dem Weg zu gehen mag der einfachere Weg sein, aber jeder Tag, an dem man nicht den Mut aufbringt, das zu tun, was man eigentlich tun möchte, ist verschwendete Zeit. Das Leben zieht an einem vorbei und man bemerkt es nicht einmal dort drinnen, im Schutz von dicken Mauern und Buchdeckeln, die ihren Bewohner zwar vor Konfrontation mit der Außenwelt schützen, aber auch das Leben ausschließen. Clara beschließt, Courage zu haben. Und so bringt schließlich auch Juan nach langer Zeit wieder den Mut auf, sein Haus zu verlassen und traut sich ans Tageslicht.
Ein gelungenes Buch mit einem Nachwort der Autorin, das den (auto-)biographischen Kontext zu dieser Bildergeschichte erzählt.
Johanna Klute (Bücher zu Lateinamerika)
 
Jochen Weber ist Leiter des Ibero-Amerikanisches Lektorats in der Internationalen Jugendbibliothek Schloss Blutenburg in München. Er übersetzt Kinder- und Jugendbücher aus Lateinamerika, darunter „Stefanos weite Reise“ der argentinischen Autorin María Teresa Andruetto und „Als die Sonne ein Kind war“ von Ámbar Past und Maruch Mendes Peres aus Mexiko. Ferner ist er Autor zahlreicher Fachartikel zum Thema Kinder- und Jugendbücher aus Lateinamerika.
Martina Trach, geboren 1988 in Buenos Aires, hat an der Universidad de Buenos Aires Grafikdesign studiert und lebt in Buenos Aires. Sie bezeichnet sich als chronische Zeichnerin. Zur Geschichte von Clara hat sie subtile Illustrationen geschaffen, die geschickt mit Licht und Dunkelheit spielen und die Mehrschichtigkeit des Textes auch visuell fassbar werden lassen.
 
Die Autorin:
AndruettoMaria Teresa Andruetto wurde am 26.1.1954 in Arroyo Cabral/Córdoba geboren.
Sie studierte Literatur in Córdoba wo sie heute noch lebt.
Andruetto spezialisierte sich auf Kinder- und Jugendliteratur und wirkte bei der Gründung eines Forschungszentrums für dieses Gebiet mit. Sie ist Autorin zahlreicher Erzählungen, Romane, Gedichte und Theaterstücke.
Ihr erstes ins Deutsche übersetzte Kinderbuch „Stefanos weite Reise" ist leider nicht mehr lieferbar.
(Foto: © Rotpunktverlag)

Titel:

Wer war Eva Mondino?