Chamoiseau, Patrick: Migranten

[Essays].
Aus dem Französischen von Beate Thill.
Heidelberg: Wunderhorn, 2017. 83 S., englbr., 18,00 €.
O: Frère migrants. 2017.
978-3-88423-577-5
978-3-88423-577-5
Die Hypnose in den westlichen Ländern besagt, wir bräuchten unseren Frieden, „die Ruhe der Zivilisierten“, und diese werde von den Migranten gestört, sie seien Eindringlinge wie einst die Barbaren im antiken Griechenland. Chamoiseau sieht jedoch die Barbarei im Inneren der westlichen Gesellschaften, die dem neoliberalen kapitalistischen System hörig sind.
Patrick Chamoiseau anwortet mit seinem Essay auf das Ohnmachtsgefühl zweier Künstlerinnen: Hind (Meddeb) ist Filmemacherin, sie hat die Räumung des „Dschungels“ in Calais dokumentiert und die Zerstörung des Lagers von Geflüchteten an der Metrostation Stalingrad im Zentrum von Paris gefilmt; und Jane, eine junge Schriftstellerin, die von ihren Eindrücken berichtet, wenn sie die Geflüchteten mit einem Frühstück versorgt. Unter der Herrschaft des Maximalprofits verlieren alle, bis auf einige wenige. Dabei wurde der Reichtum des Westens von allen erbracht, nicht zuletzt von den Menschen in den Kolonien, aber auch über Generationen von den Arbeitnehmern. Dieser Reichtum steht daher allen zu. Die kulturelle, menschliche Seite der Globalisierung ist die „Mondialität“, das Bewusstsein, dass die Welt eins ist. Die Migranten zeigen auf, dass den großen Gewinnern diese Welt nicht gehört. Chamoiseau beschreibt die vitale Kraft der Migranten, ihre Vision zu leben – „etwas Besseres als den Tod findest du überall“, wie es im Märchen heißt. Es gibt kein Leben ohne Bewegung, keine Vitalität ohne Wanderschaft. „Die neoliberale Barbarei hat auf ihre eigene Weise die Welt verriegelt, es wäre völlig verfehlt zu glauben, dass dieser Riegel uns schützt.“ Chamoiseaus Essay endet mit einer „Erklärung der Dichter“, die zum Widerstand gegen Intoleranz, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Gleichgültigkeit gegenüber Anderen aufruft. (Verlagsinformation)
Patrick Chamoiseau anwortet mit seinem Essay auf das Ohnmachtsgefühl zweier Künstlerinnen: Hind (Meddeb) ist Filmemacherin, sie hat die Räumung des „Dschungels“ in Calais dokumentiert und die Zerstörung des Lagers von Geflüchteten an der Metrostation Stalingrad im Zentrum von Paris gefilmt; und Jane, eine junge Schriftstellerin, die von ihren Eindrücken berichtet, wenn sie die Geflüchteten mit einem Frühstück versorgt. Unter der Herrschaft des Maximalprofits verlieren alle, bis auf einige wenige. Dabei wurde der Reichtum des Westens von allen erbracht, nicht zuletzt von den Menschen in den Kolonien, aber auch über Generationen von den Arbeitnehmern. Dieser Reichtum steht daher allen zu. Die kulturelle, menschliche Seite der Globalisierung ist die „Mondialität“, das Bewusstsein, dass die Welt eins ist. Die Migranten zeigen auf, dass den großen Gewinnern diese Welt nicht gehört. Chamoiseau beschreibt die vitale Kraft der Migranten, ihre Vision zu leben – „etwas Besseres als den Tod findest du überall“, wie es im Märchen heißt. Es gibt kein Leben ohne Bewegung, keine Vitalität ohne Wanderschaft. „Die neoliberale Barbarei hat auf ihre eigene Weise die Welt verriegelt, es wäre völlig verfehlt zu glauben, dass dieser Riegel uns schützt.“ Chamoiseaus Essay endet mit einer „Erklärung der Dichter“, die zum Widerstand gegen Intoleranz, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Gleichgültigkeit gegenüber Anderen aufruft. (Verlagsinformation)
Beate Thill, geb. 1952 in Baden-Baden, wuchs zweisprachig deutsch-französisch auf. Seit 1983 ist sie freischaffende literarische Übersetzerin der Sprachen Englisch und Französisch, mit dem Schwerpunkt Literatur aus Afrika und der Karibik. Daneben arbeitet sie als Dolmetscherin bei Filmfestivals, Funk und Fernsehen und verfasst Texte zur Übersetzungstheorie. Sie ist Übersetzerin von Assia Djebar (Friedenspreis 2000) und des kongolesischen Lyrikers Tchicaya U Tam´si. Sie entdeckte den Romanautor, Dichter und Kulturkritiker Edouard Glissant für den deutschen Buchmarkt und hat seine Werke übersetzt sowie eine Anthologie seiner Gedichte herausgegeben und übersetzt. Für die Übersetzung von Laferrières Roman „Das Rätsel der Rückkehr“ wurde sie 2014 mit dem Internationalen Literaturpreis vom Haus der Kulturen der Welt ausgezeichnet. Beate Thill lebt in Freiburg.
Der Autor:

Er studierte Rechts- und Wirtschaftswissenschaften. Er ist Vertreter der kreolischen Literatur. Sein zusammen mit Confiant und Bernabé 1989 veröffentlichtes Manifest „Lob der Kreolität" (s. Die Horen Nr. 209) erregte seinerzeit einiges Aufsehen, da es sich gegen die Negritude-Bewegung und das Antillanité-Konzept Glissants wendet.
Für seinen auch in Deutschland erfolgreichen Roman "Texaco" (Texaco), der die burleske Chronik der letzten 150 Jahre seiner Heimatinsel erzählt, erhielt er den renommierten Prix Concourt (Besprechung siehe Bücher zu Lateinamerika 1996). 2007 erschien auf Deutsch „Kindertage auf Martinique", s, BzL 2007/08.
(Foto: © Patrick Chamoiseau)
Titel: