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[Brasilien] Der schwarze Sohn Gottes

ruffato fussball webDer schwarze Sohn Gottes
16 Fußballgeschichten aus Brasilien. Herausgegeben von Luiz Ruffato.
Aus dem Portugiesischen von Michael Kegler u.a.
Berlin/Hamburg: Assoziation A, 2013. 184 S., geb., 16,00 €.
O: Entre as quatro linhas – contos brasileiros sobre futbol.
978-3-86241-428-4

Ein radikaler deutscher Fußballfan sollte die Einleitung von Luiz Ruffato erst nach der Lektüre dieser Geschichten lesen.
Dannach kann er dem Herausgeber vielleicht ein Tonbandaufnahme vom Endspiel 1954 schicken („... Rahn könnte schießen ... Rahn schießt ...") damit er den WM-Titel 1954 für Brasilien aus seiner Erinnerung löscht.
Im übrigen verdient Luiz Ruffato Lob für diese gelungene Zusammenstellung von sehr unterschiedlichen Erzählungen zum Thema. Es sind durchweg keine heiteren Geschichten die etwa von einer reinen, ungetrübten Freude am Spiel berichten.
Ana Paula Maia schildert eine Gruppe von Jungen, die mühsam das Geld für einen richtigen Ball gespart haben und sich täglich zum Spiel treffen. Der dafür geeignete Platz ist ein geheimer Friedhof und die Tormarkierungen bestehen aus menschlichen Schenkel- und Rippenknochen. Mário Araújo berichtet von dem berühmten Fußballspieler „Casquinha war nicht der, für den wir ihn hielten", denn erst beim seinem Tod wurde seine Kokain-Abhängigkeit offenbar. Andere Spieler, so in der Erzählung von Rogério Pereira, wie der einstmals berühmte W., der als Erlöser gefeiert wurde, sitzt heute teilnahmslos im Rollstuhl. Fernando Bonassi berichtet in seinen drei kurzen Erzählungen von der Korruption im Fußballgeschäft, einem makrabren Gastspiel im Feindesland und dem brutalen Autofußball. Das Geschehen im Schlachthof und das Fußballspiel verbinden und durchdringen sich in der makabren Geschichte von Ronaldo Correia de Brito. Auch die Erzählung von Tatiana Salem Levy, die vom unverhofften Wiedersehen von Vater und Sohn, berichtet, der inzwischen ein berühmter Fußballspieler geworden ist, endet ohne Happyend.
Die übrigen Texte stammen von Eliane Brum, Flávio Carneiro, André de Leones, Adriana Lisboa, Tércia Montenegro, Marcelo Moutinho, Carola Saavedra, André Sant'Anna und Cristovão Tezza und wurden von Kirsten Brandt, Anne Essel, Marianne Gareis, Markus Hediger, Maria Hummitzsch, Wanda Jakob und Michael Kegler übersetzt.
Klaus Küpper, BzL