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alba. lateinamerika lesen, Heft 10

alba 10Als jährliches, illustriertes Magazin stellt alba herausragende Prosa, Poesie und Essays der lateinamerikanischen Gegenwartsliteratur – teilweise erstmals veröffentlicht – im Original und in deutscher Übersetzung vor.
Es wird von dem gleichnamigen Verein in Berlin herausgegeben, der außerdem Lesungen und Ausstellungen veranstaltet. Das Redaktionsteam besteht u. a. aus Übersetzerinnen, Künsterlerinnen und Literaturwissenschaftlern und Literaturwisschenschaftlerinnen verschiedener Herkunft.
Ziel der Zeitschrift ist es dabei, ein Bewusstsein für die Diversität und den Reichtum lateinamerikanischen Literaturen fernab von Klischees zu schaffen. Sämtliche Übersetzungen und Illustrationen werden eigens für das Magazin angefertigt. (Auszug aus den Verlagsangaben)
Editorial
„Einzig eine gewisse Poetik vermag eine herrschende Interpretation in eine andere Richtung zu lenken“, schrieb Derrida 2002 (dt. 2003) in Schurken.
Auch in der zehnten Auflage unserer Zeitschrift setzen wir auf die Kraft der Änderung des Blickwinkels, auf die anregende Irritation durch unerhörte Begebenheiten, auf den Akt des Lesens als Akt des Innehaltens. 
Mexiko und Deutschland feiern das Duale Jahr und auch wir pendeln zwischen den Zeiten und Räumen. Ignacio Padilla führt uns über einen wankelmütigen Ozean. Ana García Bergua schürt Zweifel an der Verlässlichkeit unserer Wahrnehmung. Maricela Guerrero, Paula Abramo und Xitlalitl Rodríguez Mendoza üben sich im Zerlegen, lassen uns innehalten und kehren Blickwinkel auf Oberflächen und Wesenheiten um. Hochkarätig ergänzt wird ihre Lyrik durch Rafael Cadenas und Yolanda Pantin: souveräne Zeit in Kindheitserinnerungen, in Räumen überbordender Natur und des ganz Persönlichen. In seiner Dankesrede in Berlin im November 2016 zitierte Yuri Herrera die Hauptfigur aus Anna Seghers Romans Transit: „Ich hatte mich bis hierher durchgeschlagen, ein sichtbares Unheil war mir bisher nicht widerfahren, außer dem üblen Zustand der Welt, der leider zufällig mit meiner Jugend genau zusammenfiel.“ Auch wir erinnern an Anna Seghers: an politisch unruhige Zeiten und an ihre Reflexion über die poetische Kraft der traditionellen mexikanischen Fresken. Rocío Cerón und Juan Pablo Villalobos teilen mit uns Momentaufnahmen Berlins, mit Reynaldo Jiménez sinnieren wir über Dichtung als werdendes Denken, und wir entsinnen uns des Vermittlers Carl Heupel und der Avantgarde der Estridentistas. Anlass, Weiblichkeit zu überdenken, bieten Magela Baudoin und María del Carmen Pérez Cuadra und auch bei Guadalupe Nettel steht
der andersartige Körper im Fokus.
Dieses Heft ist der gewissen Poetik gewidmet, die eine herrschende Interpretation in eine andere Richtung zu lenken vermag – oder wie Yuri Herrera formulierte: „Die Literatur erklärt nichts, segnet nichts ab, bietet keine einfachen Antworten, im Gegenteil, sie will den Zweifel schüren, ausgehend von einem ästhetischen Ereignis.“