Weidle, Barbara / Seeber, Ursula (Hg.): Kurt Klagsbrunn – Fotograf im Land der Zukunft
Weidle, Barbara / Seeber, Ursula (Hg.): Kurt Klagsbrunn – Fotograf im Land der Zukunft
Mit Beiträgen von Erich Hackl, Klaus Honnef, Marta Klagsbrunn, Kurt Klagsbrunn und Luis Krausz.
Bonn: Weidle Verlag, 2013. 194 S., 30 cm, Pp., 39,00 €.
978-3-938803-61-5
Der 1918 in Wien geborene Kurt Klagsbrunn floh 1938 mit seinen Eltern und seinem Bruder vor dem antisemitischen Terror der Nazis nach Brasilien. Obwohl er in Wien ein Medizinstudium begonnen hatte, widmete er sich in seinem Zufluchtsland alsbald der Fotografie, genauer der Pressefotografie. Er wurde ein erfolgreicher Bildjournalist, der nicht nur für brasilianische Zeitschriften arbeitete, sondern auch für internationale Medien, vor allem das US-Magazin Life. Der umfangreiche Bildband „Kurt Klagsbrunn – Fotograf im Land der Zukunft", der vor allem Aufnahmen aus den vierziger und fünfziger Jahren enthält, gibt einen Einblick in das Schaffen dieses bedeutenden brasilianischen Fotografen.
Da Kurt Klagsbrunn vor allem für Magazine und Illustrierte gearbeitet hat, zeigt eine ganze Reihe der in dem Buch versammelten Aufnahmen die „feine Gesellschaft" Brasiliens, vor allem bei ihren öffentlichen Events. Dabei war Klagsbrunn alles andere als ein moderner Paparazzo. Ihm ging es nicht darum, möglichst private Aufnahmen von Prominenten zu erhaschen, sondern er dokumentierte die brasilianische Oligarchie in ihrer Selbstdarstellung und portraitierte sie damit auch als gesellschaftliche Klasse – und das mit Witz und ironischer Distanz.
Ganz anders zeichnen seine Aufnahmen die „einfachen Leute". Dabei ist nur ganz selten Ironie im Spiel. Bei diesen Bildern offenbart sich ein Künstler, der die Menschen, die er fotografiert, in ihrem jeweiligen Sein achtet und ernst nimmt.
Eine andere Stärke Klagsbrunns war die Architekturfotografie. Seine Ansichten von Gebäuden und Straßenzügen in Rio und São Paulo sind beeindruckend. Ein besonderes Schmankerl des Bandes ist die Serie „Brasília im Bau", Aufnahmen aus dem Jahr 1959, die die Arbeiten an verschiedenen Gebäuden der neuen brasilianischen Hauptstadt zeigen.
Neben seiner Arbeit für die den großen Mainstreammedien, war Kurt Klagsbrunn in den vierziger Jahren so etwas wie der offizielle Fotograf der Brasilianischen Kommunistischen Partei (PCB). Gegenüber seinem Neffen Victor, der durch Zufall von einem Historiker davon erfuhr, sagte Kurt Klagsbrunn kurz vor seinem Tod, er sei Sympathisant der KP gewesen, und wenn sie Aufnahmen von etwas brauchten, hätten die Genossen ihn zum Fotografieren geholt. Nach dem zeitweiligen Verbot der KP hätten sie ihm, wenn sie ihn abholten, immer eine schwarze Kapuze über den Kopf gezogen, damit er nicht mitbekam, wo die Treffen stattfanden, die er fotografieren sollte.
Gert Eisenbürger
Mit Beiträgen von Erich Hackl, Klaus Honnef, Marta Klagsbrunn, Kurt Klagsbrunn und Luis Krausz.
Bonn: Weidle Verlag, 2013. 194 S., 30 cm, Pp., 39,00 €.
978-3-938803-61-5
Der 1918 in Wien geborene Kurt Klagsbrunn floh 1938 mit seinen Eltern und seinem Bruder vor dem antisemitischen Terror der Nazis nach Brasilien. Obwohl er in Wien ein Medizinstudium begonnen hatte, widmete er sich in seinem Zufluchtsland alsbald der Fotografie, genauer der Pressefotografie. Er wurde ein erfolgreicher Bildjournalist, der nicht nur für brasilianische Zeitschriften arbeitete, sondern auch für internationale Medien, vor allem das US-Magazin Life. Der umfangreiche Bildband „Kurt Klagsbrunn – Fotograf im Land der Zukunft", der vor allem Aufnahmen aus den vierziger und fünfziger Jahren enthält, gibt einen Einblick in das Schaffen dieses bedeutenden brasilianischen Fotografen.
Da Kurt Klagsbrunn vor allem für Magazine und Illustrierte gearbeitet hat, zeigt eine ganze Reihe der in dem Buch versammelten Aufnahmen die „feine Gesellschaft" Brasiliens, vor allem bei ihren öffentlichen Events. Dabei war Klagsbrunn alles andere als ein moderner Paparazzo. Ihm ging es nicht darum, möglichst private Aufnahmen von Prominenten zu erhaschen, sondern er dokumentierte die brasilianische Oligarchie in ihrer Selbstdarstellung und portraitierte sie damit auch als gesellschaftliche Klasse – und das mit Witz und ironischer Distanz.
Ganz anders zeichnen seine Aufnahmen die „einfachen Leute". Dabei ist nur ganz selten Ironie im Spiel. Bei diesen Bildern offenbart sich ein Künstler, der die Menschen, die er fotografiert, in ihrem jeweiligen Sein achtet und ernst nimmt.
Eine andere Stärke Klagsbrunns war die Architekturfotografie. Seine Ansichten von Gebäuden und Straßenzügen in Rio und São Paulo sind beeindruckend. Ein besonderes Schmankerl des Bandes ist die Serie „Brasília im Bau", Aufnahmen aus dem Jahr 1959, die die Arbeiten an verschiedenen Gebäuden der neuen brasilianischen Hauptstadt zeigen.
Neben seiner Arbeit für die den großen Mainstreammedien, war Kurt Klagsbrunn in den vierziger Jahren so etwas wie der offizielle Fotograf der Brasilianischen Kommunistischen Partei (PCB). Gegenüber seinem Neffen Victor, der durch Zufall von einem Historiker davon erfuhr, sagte Kurt Klagsbrunn kurz vor seinem Tod, er sei Sympathisant der KP gewesen, und wenn sie Aufnahmen von etwas brauchten, hätten die Genossen ihn zum Fotografieren geholt. Nach dem zeitweiligen Verbot der KP hätten sie ihm, wenn sie ihn abholten, immer eine schwarze Kapuze über den Kopf gezogen, damit er nicht mitbekam, wo die Treffen stattfanden, die er fotografieren sollte.
Gert Eisenbürger