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Villalobos, Juan Pablo: Fiesta in der Räuberhöhle

Villalobos fiestaVillalobos, Juan Pablo: Fiesta in der Räuberhöhle
Aus dem Spanischen von Carsten Regling
Berlin: Berenberg, 2011. 76 S., HLn., 19,00 €.
O: Fiesta e n la madriguera.
978-3-937834-45-0

Tochtli, heißt der kleine Junge unbestimmten Alters, der hier von seinem Leben „mitten im Nichts" erzählt. Yolhaut ist sein Vater und der sagt zu ihm: „Reiß dich zusammen, Tochtli, wie ein richtiger Macho." Und er hat ihm auch gesagt, daß Realisten Menschen sind, „die denken, daß die Wirklichkeit nicht so ist, wie du denkst." Und weil Tochtli zu seinem Schutz mitten in einer Räuberhöhle lebt, geht er auch nicht zur Schule, sondern hat einen klugen japanischen Lehrer, von dem sein Vater aber meint, daß gebildete Menschen viel über Bücher wissen, aber vom Leben rein garnichts verstehen. Und deshalb bringt Yolhaut seinem Sohn bei, wieviel Schüsse und Löcher notwendig sind, um jemanden in eine Leiche zu verwandeln.
Spätestens an dieser Stelle merken die Leser, aus welchem Umfeld hier erzählt wird. Denn Tochtli ist der Sohn eines mexikanischen Drogenbarons, dem alle Wünsche erfüllt werden. Er wohnt in einem „Palast" mit vielen Zimmern und einem privaten Zoo, rund um die Uhr bewacht von schwerbewaffneten Leuten.
Villalobos hat mit dem altklugen und dennoch kindlich naiven Tochtli einen außergewöhnlichen Beobachter geschaffen, der keine Geheimnisse kennt und sich aus dem Erlebten und Gelernten seine Wirklichkeit schafft.
Und so weiß er, daß dieser „Regierende", der manchmal zu Besuch kommt, einer von den Leuten ist, die glauben, sie würden einen Staat regieren. Und die Franzosen Leute sind, die den Königen immer die Köpfe abschneiden. Mitunter verschwinden Besucher und auch Tochtli verliert einen Teil seiner Selbstsicherheit, schweigt und läuft als Samurai im Morgenmantel herum.
Die Schilderungen der täglichen Verbrechen werden aus der Perspektive des Kindes zu einer so seltsamen verdrehten Wirklichkeit, daß die Leser zwischen Lachen und Grauen schwanken werden. Unbedingt lesen!
Klaus Küpper, Bücher zu Lateinamerika

Der Übersetzer Carsten Regling, geboren 1970 in Göttingen, studierte Lateinamerikanistik, Soziologie und Ethnologie in Berlin. Er ist Übersetzer aus dem Spanischen und Lektor. Er übertrug u. a. Werke von Ricardo Piglia, Manuel Vásquez Montalbán, Miguel Ángel Hernández und Roberto Ampuero. Der Autor und Lektor Carsten Regling lebt in Berlin.

Der Autor:

Villalobos, Juan Pablo
Villalobos Bln 2014Juan Pablo Villalobos wurde 1973 Guadelajara/Mexiko geboren.
Er studierte Marktforschung und Literatur und lebt heute in Barcelona.
 
(Foto: © Klaus Küpper)

Titel:

Ich verkauf dir einen Hund
Fiesta in der Räuberhöhle

Quesadillas